lese ich zum zweiten Mal 'Moby Dick' in vollständiger Fassung (als Kind nur eine verstümmelte Version, "bearbeitet für unsere Jugend" hieß es da, wahrscheinlich hieß es aber doch anders) und staune, wie der Roman in der Zwischenzeit dazugewonnen hat bzw. ich als Leser gereift bin.
Es ist kein modernes Buch; Wissen, das für das Verständnis der Geschichte wichtig ist, ebenso wie Wissen, das Herman Melville wichtig mitzuteilen war, wird in eigenen Kapiteln eingeschoben, aber immer zur rechten Zeit, so daß sich das Gesamtbild beim Leser vertieft und entwickelt. Einst erschien mir diese Methode arg hemmend, aber diesmal lese ich es gerne und mit Respekt. Es ist aber auch ein dermaßen erfreuliches Buch! Selbst wo es drohend finster und unheimlich wird.
Das erste Kapitel beginnt mit dem Satz: "Nennt mich meinethalben Ismael." Ismael, Elias, Ahab, Jerobeam, Rahel: der Verweise auf Geschichten aus der Bibel sind mehrere, und sie werden ihre Bedeutung haben, die ich leider nicht entschlüsseln kann, weil ich einfach nicht den Nerv habe, in meiner winzigklein gedruckten Ausgabe nachzuforschen.
Weiter. Das erste Viertel des Romans spielt noch an Land, beschreibt auf der Handlungsebene den Weg Ismaels vom Binnenländer zum Walfänger und den Beginn der Freundschaft mit einem südseeischen Harpunier.
Was noch an Kühle gegen mich in seiner Heidenbrust zurückgeblieben sein mochte, das taute in unserem vergnügten Tabakskollegium geschwind auf, und wir wurden die vertrautesten Freunde. Augenscheinlich war er mir ebenso frei und selbstverständlich zugetan wie ich ihm. Als wir genug geraucht hatten, drückte er seine Stirn gegen die meine, umfaßte mich und sagte, nun seien wir ein Paar [was in der Ausdrucksweise seines Landes besagen wollte, wir seien hinfort Blutsbrüder], er wolle auch gern für mich sterben, wenn es notwendig werden sollte. Bei einem Landsmann wäre es übereilt gewesen, einer so rasch aufflammenden Freundschaft zu trauen; dem einfachen Wilden gegenüber war die althergebrachte Vorsicht nicht am Platze.
Quiquegs, des Harpuniers also, Hausgott Yojo bestimmt Ismael, ein Walfangschiff im Hafen von Nantucket auszuwählen, und Ismael entscheidet sich für die 'Pequod', deren Kapitän Ahab ist, dem auf der letzten Fangreise ein Bein abgerissen - abgebissen! - wurde, und zwar von einem weißen Wal namens 'Moby Dick', wie sich allmählich herausstellt.
Nach 130 Seiten beginnt die Fahrt zur See, Ahab, der zunächst seine Kabine nie verlässt, erscheint immer öfter an Deck, mit seiner grobgedrechselten Beinprothese aus Walbein. Schließlich, noch bevor der erste Wal gesichtet wird, schwört er die Mannschaft darauf ein, den weißen Wal zu jagen. Alle beugen sich seinem Wahnsinn. Nur Starbuck, der erste Steuermann, hegt noch Bedenken. Meine Seele hat ihren Herrn gefunden: ein Rasender hat sie übermannt. Daß Vernunft in einem solchen Kampf die Waffen strecken muß, das tut weh! [...] In mir aber wacht das weiche Gefühl, das Menschliche, und mit ihm wehre ich mich gegen euch, ihr finsteren Geister der Zukunfr! O Kräfte des Segens, haltet ihr mich fest und steht mir bei!
Es ist kein modernes Buch; Wissen, das für das Verständnis der Geschichte wichtig ist, ebenso wie Wissen, das Herman Melville wichtig mitzuteilen war, wird in eigenen Kapiteln eingeschoben, aber immer zur rechten Zeit, so daß sich das Gesamtbild beim Leser vertieft und entwickelt. Einst erschien mir diese Methode arg hemmend, aber diesmal lese ich es gerne und mit Respekt. Es ist aber auch ein dermaßen erfreuliches Buch! Selbst wo es drohend finster und unheimlich wird.
Das erste Kapitel beginnt mit dem Satz: "Nennt mich meinethalben Ismael." Ismael, Elias, Ahab, Jerobeam, Rahel: der Verweise auf Geschichten aus der Bibel sind mehrere, und sie werden ihre Bedeutung haben, die ich leider nicht entschlüsseln kann, weil ich einfach nicht den Nerv habe, in meiner winzigklein gedruckten Ausgabe nachzuforschen.
Weiter. Das erste Viertel des Romans spielt noch an Land, beschreibt auf der Handlungsebene den Weg Ismaels vom Binnenländer zum Walfänger und den Beginn der Freundschaft mit einem südseeischen Harpunier.
Was noch an Kühle gegen mich in seiner Heidenbrust zurückgeblieben sein mochte, das taute in unserem vergnügten Tabakskollegium geschwind auf, und wir wurden die vertrautesten Freunde. Augenscheinlich war er mir ebenso frei und selbstverständlich zugetan wie ich ihm. Als wir genug geraucht hatten, drückte er seine Stirn gegen die meine, umfaßte mich und sagte, nun seien wir ein Paar [was in der Ausdrucksweise seines Landes besagen wollte, wir seien hinfort Blutsbrüder], er wolle auch gern für mich sterben, wenn es notwendig werden sollte. Bei einem Landsmann wäre es übereilt gewesen, einer so rasch aufflammenden Freundschaft zu trauen; dem einfachen Wilden gegenüber war die althergebrachte Vorsicht nicht am Platze.
Quiquegs, des Harpuniers also, Hausgott Yojo bestimmt Ismael, ein Walfangschiff im Hafen von Nantucket auszuwählen, und Ismael entscheidet sich für die 'Pequod', deren Kapitän Ahab ist, dem auf der letzten Fangreise ein Bein abgerissen - abgebissen! - wurde, und zwar von einem weißen Wal namens 'Moby Dick', wie sich allmählich herausstellt.
Nach 130 Seiten beginnt die Fahrt zur See, Ahab, der zunächst seine Kabine nie verlässt, erscheint immer öfter an Deck, mit seiner grobgedrechselten Beinprothese aus Walbein. Schließlich, noch bevor der erste Wal gesichtet wird, schwört er die Mannschaft darauf ein, den weißen Wal zu jagen. Alle beugen sich seinem Wahnsinn. Nur Starbuck, der erste Steuermann, hegt noch Bedenken. Meine Seele hat ihren Herrn gefunden: ein Rasender hat sie übermannt. Daß Vernunft in einem solchen Kampf die Waffen strecken muß, das tut weh! [...] In mir aber wacht das weiche Gefühl, das Menschliche, und mit ihm wehre ich mich gegen euch, ihr finsteren Geister der Zukunfr! O Kräfte des Segens, haltet ihr mich fest und steht mir bei!
Dicki - am Mo, 12. Juni 2006, 11:51 - Rubrik: Musik und so weiter
Mawaasesned meinte am 29. Jun, 09:18:
Kinderversion
Ich besitze eine Version von Moby Dick, die ich immer für die vollständige hielt. War auch lang genug beim Lesen. Vor einiger Zeit habe ich dann im Buchhandel eine entdeckt, die war um etwa 400 Seiten dicker und außerdem kleiner geschrieben. Jetzt wüsste ich gerne mal, ob das Buch durch die Länge gewinnt. Was ich gelesen habe, kann ja nicht viel mehr als eine Inhaltsangabe gewesen sein.
Dicki antwortete am 29. Jun, 13:12:
Was du gelesen hast, wird sich im wesentlichen auf die (auch noch einmal verkürzte) Abenteuergeschichte beschränkt haben. Im Original (deutscher Übersetzung) findest du so ziemlich alles über den Walfang bis 1850 (damals schleuderte der Harpunier die Harpune noch mit eigener Hand von einem Ruderboot aus) und du wirst eventuell einen tieferen Sinn deutlicher herauslesen. Davon abgesehen ist die verkürzte Fassung zwangsläufig von minderer sprachlicher Qualität.