wenn man die Nerven nicht einrechnet, die mich der heutige Besuch bei der Bremer Agentur für Integration und Soziales gekostet hat. Dabei schienen alle Umstände günstig: der Umschwung zu sonnigem Wetter, ohne daß es bereits eine Affenhitze wäre; die geringe Zahl der Wartenden vor der Anmeldung; die Vollständigkeit meiner Unterlagen.
Die Frau an der Anmeldung arbeitete sich offensichtlich noch ein, war dafür aber unverkrampft freundlich (und hatte auch nicht dieses abgewichste Amtsgesicht). Sie schickte mich nach einigem Hin und Her in eine der Wartezonen. Dort begann das Warten. Ein Mann vom Amt, dessen Behandlung seiner Kunden mir schon früher unangenehm aufgefallen war, trat auch heute durch Überheblichkeit und unfreundlichen Ton in Erscheinung. Bloß nicht zu dem, dachte ich noch.
Dann rief er mich auf. Während ich noch die Blätter sortierte, die er als zu meinem Antrag gehörend fotokopieren sollte und wollte (unsicher sortierte, da die Entscheidung, welche Dokumente tatsächlich benötigt würden, eigentlich von dem Gespräch mit ihm abhing), spürte ich schon seine Ungeduld. Gleich wies er mich darauf hin, daß ich in Zukunft doch bitte die Kopien selbst mitbringen sollte, dann hätte ich auch nicht so lange Wartezeiten. Kurz darauf händigte er Kopien und Originale aus und ging davon.
Ich sah ihm verdutzt nach, ging dann hinterher. Wie es denn jetzt weiterginge. Ja, Sie hatten doch keine weiteren Fragen. Jetzt nehmen Sie wieder Platz, bis ich Sie aufrufe. Ich die Augen zum Himmel verdreht, mich kochend auf die Wartebank gesetzt, "so ein Saftladen!" Mir gegenüber eine etwas jüngere Frau mit ihrem alten Vater, irgendwo aus Südasien. Der scheint nicht gerne zu arbeiten, sagte sie zu mir. - Das Schlimmste ist, daß er erwachsene Menschen vor sich hat und uns wie kleine Kinder behandelt (dramatische Geste gen Himmel). - Ja, sie nickt, ihr Vater nickt.
Dann kommt der Unhold wieder und gibt sich nun die Ehre, in sein Büro zu bitten. So, sagt er, als wir sitzen, was haben Sie denn nun für Fragen. - Nun, als Erstes ist da mein Folgeantrag auf ALG II den ich abgeben möchte. - Er plustert sich auf, die Sonne seiner Huld verfinstert sich. Sie müssen bei der Anmeldung aber schon deutlich sagen, was Sie eigentlich wollen, belehrt er mich. Ich weise bestimmt und bündig darauf hin, daß ich genau das getan habe und in Wartezone 1 verwiesen wurde. Er wolle bitte entschuldigen, daß ich "das procedere" im Hause nicht kenne. Für mich ist "das procedere" bloß eine Floskel, die ich in der Aufregung eingeflochten habe, um nicht durch die Suche nach Worten Gelegenheit zur Unterbrechung zu geben. Hat es ihn beeindruckt?
Er schaut mich drohend an und fragt mit unterdrückter Wut: bei wem waren Sie an der Anmeldung? Aha, ich werde mit der Frau reden. - Das klingt nun mehr, als wolle er sie ans Kreuz schlagen und sie tut mir leid, ich hüte mich aber, diesem Berserker in den Arm zu fallen. Je eher sie diesen Neurotiker im vollen Glanz seiner Herrlichkeit kennenlernt, umso eher kann sie sich innerlich auf diesen Dreck einstellen. Eine flaue Rechtfertigung. Sie tut mir immer noch leid.
Zwischendurch verlangt er nach meinem Personalausweis (hatte er wohl ganz am Anfang, bei der Wartezone, vergessen; bei meinen Vorgängern war das gleich seine zweite Handlung), braucht nun plötzlich alle Dokumente zu einem bestimmten Vorgang, und kann einfach nicht zuhören: Nein, Sie bekommen zunächst eine Ermahnung, nach einem halben Jahr eine verbindliche Aufforderung.
Erst als ich ihm zweimal widersprochen habe, will er das betreffende Schreiben sehen. Ja, ihre Miete liegt ja auch 71,32 % (er wiederholt die gesamte Zahl) zu hoch, da bekommen Sie in der Tat sofort die Aufforderung (siehmalsieh, das hatte ich gar nicht gewußt, Dank sei dir in deiner Unfehlbarkeit für diese Belehrung). "Den Personalausweis können sie wieder einstecken, den habe ich ja nun gesehen." Oh du dreimal faustgeficktes Arschloch!
Verbindliches zur Senkung der Mietkosten konnte er mir nicht sagen. Das liege im Ermessen des Sachbearbeiters (der er glücklicherweise in meinem Fall nicht ist; mit diesem Herrn gibt es kein freundliches Auskommen, nur ein Oben und Unten), ich könne dies, könne das, Verhandlungen mit dem Vermieter, Senkung der Nebenkosten durch "Verbrauchsminderung" (ist der noch bei Trost? Hat er nicht kapiert, daß die Gaspreise schneller steigen als Schulden bei Wucherzinsen?). Er verstehe, daß ich Angst hätte, Anfang Dezember ohne Wohnung dazustehen (was ich eigentlich wollte, hat er nicht verstanden, aber wenn er wenigstens überhaupt die Ängste seiner Kunden verstehen könnte), deshalb sollte ich dann rechtzeitig einen Termin vereinbaren, eine Verlängerung der Frist sei immerhin möglich. Er wird, da die Machtverhältnisse zwischen uns nun endlich geklärt sind, sogar ein bißchen freundlich. Spätwirkung des "procedere"? Mehr als Höflichkeit habe ich für ihn aber nicht übrig, das Ausbleiben weiterer Begegnungen wäre mir sehr recht.
Also wieder nur Wischi-Waschi. Muß ich mich nun um eine Butze von 20 Quadratmetern bemühen, wird mir nachher ein Nichtbemühen zum Fallstrick? Nichts Genaues weiß man nicht. Interessant vielleicht noch die kleine Beobachtung, daß er mich nach einer Unterbrechung von außen dringend bat, kurz und präzise meine Frage vorzutragen, dann aber von seinem eigenen Geschwafel fortgetragen wurde ...
Bisher hatte ich Glück mit den Mitarbeitern der BAgIS gehabt, es war leben und leben lassen. Aber heute bin ich angeekelt und mich verschmutzt fühlend heimgekommen. Es wird nicht viel Mühe machen, vakante Stellen für die Wachen zukünftiger Internierungslager zu besetzen. Es muß nur eine gesetzliche Legitimation geben. Vielleicht genügt auch schon die Dienstanweisung eines Vorgesetzten. Und dann werden sie so richtig die Sau rauslassen, diese kleinen Angestellten, die sich mit einem Zipfelchen Macht, das ihnen zugeflogen ist, aufführen wie die Herrscher aller Reußen.
Die Frau an der Anmeldung arbeitete sich offensichtlich noch ein, war dafür aber unverkrampft freundlich (und hatte auch nicht dieses abgewichste Amtsgesicht). Sie schickte mich nach einigem Hin und Her in eine der Wartezonen. Dort begann das Warten. Ein Mann vom Amt, dessen Behandlung seiner Kunden mir schon früher unangenehm aufgefallen war, trat auch heute durch Überheblichkeit und unfreundlichen Ton in Erscheinung. Bloß nicht zu dem, dachte ich noch.
Dann rief er mich auf. Während ich noch die Blätter sortierte, die er als zu meinem Antrag gehörend fotokopieren sollte und wollte (unsicher sortierte, da die Entscheidung, welche Dokumente tatsächlich benötigt würden, eigentlich von dem Gespräch mit ihm abhing), spürte ich schon seine Ungeduld. Gleich wies er mich darauf hin, daß ich in Zukunft doch bitte die Kopien selbst mitbringen sollte, dann hätte ich auch nicht so lange Wartezeiten. Kurz darauf händigte er Kopien und Originale aus und ging davon.
Ich sah ihm verdutzt nach, ging dann hinterher. Wie es denn jetzt weiterginge. Ja, Sie hatten doch keine weiteren Fragen. Jetzt nehmen Sie wieder Platz, bis ich Sie aufrufe. Ich die Augen zum Himmel verdreht, mich kochend auf die Wartebank gesetzt, "so ein Saftladen!" Mir gegenüber eine etwas jüngere Frau mit ihrem alten Vater, irgendwo aus Südasien. Der scheint nicht gerne zu arbeiten, sagte sie zu mir. - Das Schlimmste ist, daß er erwachsene Menschen vor sich hat und uns wie kleine Kinder behandelt (dramatische Geste gen Himmel). - Ja, sie nickt, ihr Vater nickt.
Dann kommt der Unhold wieder und gibt sich nun die Ehre, in sein Büro zu bitten. So, sagt er, als wir sitzen, was haben Sie denn nun für Fragen. - Nun, als Erstes ist da mein Folgeantrag auf ALG II den ich abgeben möchte. - Er plustert sich auf, die Sonne seiner Huld verfinstert sich. Sie müssen bei der Anmeldung aber schon deutlich sagen, was Sie eigentlich wollen, belehrt er mich. Ich weise bestimmt und bündig darauf hin, daß ich genau das getan habe und in Wartezone 1 verwiesen wurde. Er wolle bitte entschuldigen, daß ich "das procedere" im Hause nicht kenne. Für mich ist "das procedere" bloß eine Floskel, die ich in der Aufregung eingeflochten habe, um nicht durch die Suche nach Worten Gelegenheit zur Unterbrechung zu geben. Hat es ihn beeindruckt?
Er schaut mich drohend an und fragt mit unterdrückter Wut: bei wem waren Sie an der Anmeldung? Aha, ich werde mit der Frau reden. - Das klingt nun mehr, als wolle er sie ans Kreuz schlagen und sie tut mir leid, ich hüte mich aber, diesem Berserker in den Arm zu fallen. Je eher sie diesen Neurotiker im vollen Glanz seiner Herrlichkeit kennenlernt, umso eher kann sie sich innerlich auf diesen Dreck einstellen. Eine flaue Rechtfertigung. Sie tut mir immer noch leid.
Zwischendurch verlangt er nach meinem Personalausweis (hatte er wohl ganz am Anfang, bei der Wartezone, vergessen; bei meinen Vorgängern war das gleich seine zweite Handlung), braucht nun plötzlich alle Dokumente zu einem bestimmten Vorgang, und kann einfach nicht zuhören: Nein, Sie bekommen zunächst eine Ermahnung, nach einem halben Jahr eine verbindliche Aufforderung.
Erst als ich ihm zweimal widersprochen habe, will er das betreffende Schreiben sehen. Ja, ihre Miete liegt ja auch 71,32 % (er wiederholt die gesamte Zahl) zu hoch, da bekommen Sie in der Tat sofort die Aufforderung (siehmalsieh, das hatte ich gar nicht gewußt, Dank sei dir in deiner Unfehlbarkeit für diese Belehrung). "Den Personalausweis können sie wieder einstecken, den habe ich ja nun gesehen." Oh du dreimal faustgeficktes Arschloch!
Verbindliches zur Senkung der Mietkosten konnte er mir nicht sagen. Das liege im Ermessen des Sachbearbeiters (der er glücklicherweise in meinem Fall nicht ist; mit diesem Herrn gibt es kein freundliches Auskommen, nur ein Oben und Unten), ich könne dies, könne das, Verhandlungen mit dem Vermieter, Senkung der Nebenkosten durch "Verbrauchsminderung" (ist der noch bei Trost? Hat er nicht kapiert, daß die Gaspreise schneller steigen als Schulden bei Wucherzinsen?). Er verstehe, daß ich Angst hätte, Anfang Dezember ohne Wohnung dazustehen (was ich eigentlich wollte, hat er nicht verstanden, aber wenn er wenigstens überhaupt die Ängste seiner Kunden verstehen könnte), deshalb sollte ich dann rechtzeitig einen Termin vereinbaren, eine Verlängerung der Frist sei immerhin möglich. Er wird, da die Machtverhältnisse zwischen uns nun endlich geklärt sind, sogar ein bißchen freundlich. Spätwirkung des "procedere"? Mehr als Höflichkeit habe ich für ihn aber nicht übrig, das Ausbleiben weiterer Begegnungen wäre mir sehr recht.
Also wieder nur Wischi-Waschi. Muß ich mich nun um eine Butze von 20 Quadratmetern bemühen, wird mir nachher ein Nichtbemühen zum Fallstrick? Nichts Genaues weiß man nicht. Interessant vielleicht noch die kleine Beobachtung, daß er mich nach einer Unterbrechung von außen dringend bat, kurz und präzise meine Frage vorzutragen, dann aber von seinem eigenen Geschwafel fortgetragen wurde ...
Bisher hatte ich Glück mit den Mitarbeitern der BAgIS gehabt, es war leben und leben lassen. Aber heute bin ich angeekelt und mich verschmutzt fühlend heimgekommen. Es wird nicht viel Mühe machen, vakante Stellen für die Wachen zukünftiger Internierungslager zu besetzen. Es muß nur eine gesetzliche Legitimation geben. Vielleicht genügt auch schon die Dienstanweisung eines Vorgesetzten. Und dann werden sie so richtig die Sau rauslassen, diese kleinen Angestellten, die sich mit einem Zipfelchen Macht, das ihnen zugeflogen ist, aufführen wie die Herrscher aller Reußen.
Dicki - am Do, 29. Juni 2006, 21:16 - Rubrik: in eigener Sache
somlu meinte am 30. Jun, 09:59:
Soweit ich informiert bin, gibt es in allen Städten eine Beschwerdestelle für/über die ArGes. Zumindest die vier Nasen der Beschwerdestelle hier in Köln sind eine echter Erholung.Wieso gehst du zu so einem Termin allein? Niemals ohne Zeugen! Wir haben einen Mitstreiter der in einer Fraktion tätig ist, das macht immer mächtig Eindruck und sie benehmen sich dann immer.
Gibt es keine anständige Erwerbslosenhilfe bei Euch?
gast meinte am 30. Jun, 10:27:
Das liegt speziell an Bremen, dort werden die Gesetze besonders Hart und genau ausgelegt. Von Freunden aus München weis ich, das dort keiner aus seiner Wohnung geworfen wird und in ein 20 qm Gefängnis muß.
Der_Eisenschmyd meinte am 30. Jun, 10:34:
"Es wird nicht viel Mühe machen, vakante Stellen für die Wachen zukünftiger Internierungslager zu besetzen."Das wird kein Problem sein, ich kenne auf Anhieb ein paar Menschen, die gerne Blockwart wären und davon träumen einmal Gauleiter zu werden.
Welche Leute haben denn die Schreibtische bei der GESTAPO besetzt, die dann nach dem Krieg irgendwo wieder als Finanzbeamte tätig waren.
Wer hat denn die Stammmannschaft der SA gebildet?
Assoziale, ungebildete Großmäuler.
Und das kann man so weiter führen...
Dicki meinte am 30. Jun, 20:44:
An Alle: inzwischen glaube ich, daß Bremen bundesweit den Vorreiter in Sachen Umquartierung der Arbeitslosen macht. Die Voraussetzungen sind günstig, denn hier regiert seit 10 Jahren die große (Wirtschafts)Koalition, spart energisch am Bürger, richtet ständig Pöstchen für ihre Klientel ein, fördert bei jeder Gelegenheit die Wirtschaft ohne je eine Forderung damit zu verbinden, und die ohnehin schwache Opposition ist windelweich, das hiesige Provinzblatt ist voll auf Linie. Es gibt eine gute Arbeitslosenberatung, die aber naturgemäß in diesen Tagen ständig überlaufen ist. - Dafür hupt Deutschland jedoch soeben wieder besonders schön, da ich diese Zeilen schreibe.
maloXP meinte am 2. Jul, 11:55:
Hunde kosten mehr, als Hartz-IV-Empfänger erhalten . . .
HAMBURG -345 Euro: soviel erhält ein Arbeitslosengeld-II-Empfänger monatlich - und damit weniger Geld, als der Hamburger Tierschutzverein (HTV) für die Unterbringung eines Hundes benötigt.
Wie der HTV-Vorsitzende Wolfgang Poggendorf bestätigte, brauche der Verein 19 Euro pro Tag, also 570 Euro im Monat, um einen von der Stadt sichergestellten Hund zu versorgen.
Für den CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Thies Goldberg ist diese Summe "unverhältnismäßig hoch und nicht nachvollziehbar" und mit Blick auf Hartz-IV-Betroffene "absurd".
Der HTV bekommt 1,3 Millionen Euro pro Jahr als Zuschuß aus Steuermitteln - zuzüglich zehn Euro pro Tag für jeden sichergestellten Hund.
[Quelle]
Dicki antwortete am 2. Jul, 16:19:
Ja, hab ich auch gelesen. Ist doch ungeheuerlich. Wenn dieser Spuk einmal vorbei sein wird, so meine Hoffnung, wird das alles vor Gericht aufgearbeitet. Nicht, daß ich mir davon Gerechtigkeit oder Sühne verspräche, aber ich möchte gerne noch erleben, daß diese ganzen Reformen als unmenschlich gebrandmarkt werden, ganz offiziell, von Staats wegen.