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Sämtliche Kurzgeschichten und drei Romane ("Rote Ernte", "Der Malteser Falke", "Der gläserne Schlüssel") sind gelesen, zwei Romane ("Der Fluch des Hauses Dain", "Der dünne Mann") stehen noch aus.

Weshalb ich Hammett (nochmal) lese? Ich bin arbeitslos, habe keinen Fernseher, und Hammetts Art gefällt mir; seine Geschichten erzählen von lebendigen Menschen in den USA zwischen 1925 und 1935. Es heißt, er sei der erste gewesen, der den Kriminalroman als Vehikel zur Schilderung von Mensch und Gesellschaft benutzte, der das reine "Whodunit" und die Action um der Action willen verlassen hat. Mit 20 hab ich alles von ihm verschlungen und mich unterhalten lassen, jetzt gucke ich mit Interesse, was seine Qualitäten und Techniken sind.

Die Kurzgeschichten kommen kurz weg. In ihnen zeigen sich bereits die Talente Hammetts.
1) die Komposition des Verbrechens und seiner Aufklärung; unabdingbar für einen Krimiautor.
2) die Fähigkeit, mit wenigen Sätzen eine Situation bildhaft und originell zu beschreiben; der Mann hat Witz.
3) in die Kriminalstory andere Themen verweben; in den Kurzgeschichten nur andeutungsweise.
4) eine "empirische Psychologie"; er ist ein guter Beobachter und versteht es, Menschen lebendig zu schildern.

Die Übersetzung (Diogenes-Ausgabe) ist vermutlich im Wesentlichen Lohnschreiberei; die Übersetzer mußten schnell arbeiten, um an der Arbeit etwas zu verdienen. Darauf deuten vermeidbare Wortwiederholungen, ungelenke Satzkonstruktionen und unüberlegte Wortwörtlichkeit hin (z.B. "ich sehe" für "I see"). Immerhin - die Ausgabe entstand Mitte der 70er Jahre - wird "Do you remeber Donna?" noch mit "Erinnerst du dich an Donna?" übersetzt. Heute müßten wir "Erinnerst du Donna?" lesen. Aua!

Hammett hat viele Jahre als Detektiv für Pinkerton's gearbeitet. Deshalb war es naheliegend, daß er einen "Detektiv bei Continentals" schuf, untersetzt, ein wenig dicklich, um die 40, der von den Kurzgeschichten in die ersten beiden Romane übernommen wurde. Kein Held; einfach jemand, der mit Detektivkram seine Brötchen verdient, esine Arbeit gern macht, Gesetze umgeht, wenn es ihm sinnvoll erscheint, und seinen "Kontrahenten" mit Respekt entgegentritt, wenn diese Respekt verdienen. Er ist nicht unmoralisch (manchmal biegt er Geschichten nach seinem moralischen Dafürhalten hin), aber nicht die Einhaltung von Gesetzen ist sein Auftrag, sondern der Agentur einen Profit zu verschaffen. Eine Figur, die einerseits mitten im Geschehen steckt, dieses aber auch distanziert betrachtet. Diese Zwiespältigkeit ermöglicht Blicke hinter die Kulissen "ehrbarer" Bürger und Institutionen, und das nutzt Hammett besonders in seinen Romanen.
(wird fortgesetzt)
albannikolaiherbst meinte am 7. Aug, 13:34:
Danke für den Kommentar.
Also den Hinweis darauf, daß "erinnern" im Deutschen reflexiv verwendet wird, und zwar mit gutem Grund.... "etwas erinnern" wäre nämlich eine projektive Tätigkeit, die das erst schafft, was der nachdenklichen Versenkung vorgängig ist. (Allerdings implizert "etwas erinnern" einen Vorgang, der sich tatsächlich vollzieht, aber auf einer anderen, einer politischen Ebene: sich mit Freude sprachideologisch besatzen zu lassen. Ausdrucksbesatzung, ins dann gänzlich entfremdete Wigene hinein.) 
Dicki antwortete am 7. Aug, 23:28:
Deine Zustimmung freut mich - heute muß man sich schon über das Selbstverständliche freuen, weil es eben gar nicht mehr selbstverständlich ist. Den Schluß verstehe ich leider nicht: was bedeutet "Wigene"? 
albannikolaiherbst antwortete am 8. Aug, 11:44:
lacht:Tippfehler.
"ins dann gänzlich entfremdete E i g e n e hinein" muß das heißen. tschuldigung. 
Dicki antwortete am 8. Aug, 22:06:
haha, da hätte ich aber auch selbst drauf kommen müssen. Tatsächlich habe ich sogar im Internet nach "Wigene" gesucht - das bleibt aber unter uns;-) - und offenbar, ich muß Schmunzeln, haufenweise Tippfehler als Treffer bekommen. Und es nicht gemerkt ... ach, schöne Gutgläubigkeit, ich dachte, ich wäre dazu gar nicht mehr fähig. 
albannikolaiherbst antwortete am 8. Aug, 22:25:
Lacht herzlich.
So etwas passiert mir auch nicht selten.(Und ebenfalls entre nous gesprochen.) 
Dicki antwortete am 8. Aug, 23:02:
Versprochen: ich sag's nicht weiter. 
 

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