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Gestern abend geht das Telefon. Ich melde mich, höre verhaltenes Schweigen, dann klack. Zwei Minuten später ganz ähnlich. Diesmal sage ich "Hallo!" in das Schweigen, und es antwortet. "Hier ist Petra!" sagt eine verlebte Stimme in einem Ton, als müßte ich diese Petra kennen. Und dann: "Ich bin deine Schwester."

Ich sach: " Nee", sach ich, "meine Schwester heißt Elisabeth." - "Du bist mein Bruder", schon beinahe beschwörend. - "Ich kenne meine Schwester, und du bist das nicht." Ein kurzes Hin und Her, bei dem sie mir erzählt, unser Vater habe 13 Kinder gezeugt - Ha! - und ich, um Geduld bemüht, wiederhole, daß ich nicht derjenige bin, den sie anrufen will. "Na schön. Dann bitte ich erstmal um Entschuldigung." - "Macht doch nichts. Tschüs." Erstmal? Das klingt schon fast drohend.

Kopfschüttelnd sitze ich da. Diese Aufdringlichkeit! Ob die sich vorher Mut angetrunken hat? Die Aussprache war allerdings deutlich. Warum hat sie nicht Fragen gestellt, dann wäre die Angelegenheit sofort geklärt gewesen. Also bitte, ich kenne doch meine Familie. Hätte mein Vater - für den ich mich in vielerlei Hinsicht verbürgen kann - anderswo Kinder "gemacht", dann hätten wir gewiß nicht denselben Familiennamen.

Heute was ganz anderes: es klingelt an der Tür, ich melde mich durch die Sprechanlage. Diesmal eine junge Frauenstimme: "Guten Tag Herr Dicki, mein Name ist [sofort vergessen], ich beteilige mich an einer Aktion, die weltweit stattfindet und wollte Sie fragen, ob ich unseren Prospekt in Ihren Briefkasten werfen darf." - "Dann tun Sie ihn doch einfach rein", sage ich, mein Vokabular schon ganz auf die bevorstehenden Fußballreportagen eingestellt. Und sie bedankt sich, und ich weiß mal wieder nicht, wie verrückt diese Welt noch werden wird. Oder bin ich ... ich bin das, ja? Oh je, oh je, oh jemineh! Dann hör ich Fußball im Radio.

Später gehe ich an meinen Briefkasten, wissend, daß mich irgendein religiöses Pamphlet erwartet. Ah, die Zeugen Jehovas waren das. In großen Lettern prangt auf einem Faltblatt: Das Ende der falschen Religion ist nahe! Darüber, ein bißchen dezenter: Eine weltweite Botschaft. Aber die nerven nicht weiter rum, denke ich, erst wenn man die zum Gespräch einlädt, kommen sie einem mit diesem wortwörtlichem Bibelglauben. Daß Gott die Welt in sieben Tagen geschaffen hat, so wie ein Zauberer ein Kaninchen aus seinem Zylinder zieht. Wenigstens meinen die es ernst, wenn sie "Frieden" sagen. Aber ist es wirklich nötig, Jesus Christus als eine weithin geachtete religiöse Persönlichkeit zu bezeichnen?

Jetzt bin ich mal gespannt, was morgen passiert.
 

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