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Ich mußte es herausfinden: kann ich mit der Stellensuche auf www.arbeitsagentur.de umgehen oder nicht? Zuerst einmal die Schnellsuche ausprobieren. Art der Beschäftigung, Beruf, eventuell Postleitzahl(enbereich). Aha. Ein überschaubares Aufklappmenü, aus dem ich "Arbeitstelle" wähle. Das war ja einfach. Nun zum Beruf. Und plötzlich stecke ich im Schlamassel.

Eine Suchmaske bietet mir an, Berufe nach Anfangsbuchstaben aufzulisten. Ich klicke "I" an und erhalte 39 Seiten Berufsbezeichnungen, leider ohne Beschreibung. Ich konzentriere mein Augenmerk auf den Anfang "Internet" - ich verstehe mich als Internetprogrammierer - und finde nichts Passendes. Aber ich kann auch ein Stichwort eingeben und mir einen dazu passenden Beruf heraussuchen lassen. Zuletzt habe ich meistens mit Flash gearbeitet, also probiere ich "flash". Nun werde ich als Webdesigner bezeichnet. Nein, sage ich, das bin ich nicht. In verschiedensten Variationen gebe ich "flashprogramm(ierer)" und "action script" vor, um jedesmal aufs Neue enttäuscht zu werden - es gibt keine passende Berufsbezeichnung.

Wie wäre es denn mit "Internetprogrammierer"? Gar nicht schlecht, nun werde ich als "Anwendungsprogrammierer/-in" eingestuft und darf unter fünf Ergänzungen auswählen. Nachdem das bewältigt ist, gebe ich bei PLZ provisorisch eine 2 ein und erhalte prompt 10 Seiten Stellenangebote. Anders als beim SIS, das seit dem 1.8. nicht mehr zur Verfügung steht, kann ich der Liste lediglich PLZ und Firma entnehmen; also muß ich ein weiteres mal klicken, wie ich verspätet herausfinde: Kurzinfo bietet den gewünschten Überblick, doch ich habe zunächst alle Detailseiten durchgeklickt. Nebulös bleibt dabei die Liste der Qualifikationen. Das alles soll man können? Oder wird damit der Aufgabenbereich beschrieben? Was bedeuten die gelben und grünen Kästchen? Hübsch und ordentlich sieht es ja aus ...

Im Kurzinfo entdecke ich eine sogenannte Referenznummer, von der ich an anderer Stelle schon etwas gelesen hatte. Ich kopiere sie für alle Fälle heraus. Und fasse kurz für mich zusammen: die Berufsbezeichnung ist schon ein arger Stolperstein. Was machen denn eigentlich ältere Arbeitnehmer, deren einst erlernter Beruf heute ganz anders heißt, wenn es den offiziell überhaupt noch gibt? Hat man diese Hürde genommen, sieht man sich einer nichtssagenden Liste gegenüber, in die man für jedes Angebot mindestens einmal zusätzlich klicken muß. Wird die Arbeitssuche bei der Arbeitsagentur zur Vollzeitbeschäftigung?

Noch gebe ich nicht auf, denn es soll weitere Suchmöglichkeiten geben. Und da taucht die Referenznummer auf. Im alten SIS waren das siebenstellige Zahlen, und durch die Eingabe der ersten drei Ziffern - z.B. 774 - konnte ich alle Stellenangebote in meinem Bereich (weitgefaßt) auflisten lassen. Die alten Nummern scheinen nicht mehr zu gelten. Was nun? Ich setze die kopierte Nummer ein und lande sofort bei dem Stellenangebot, das ich mir vorher im Detail angesehen hatte. Genau bei diesem. Keine Querverweise, keine Liste.

Die Nummer hat die Form 10001-11501200xxx2855883-S (aus Datenschutzgründen mit x-en verstümmelt). Ich lasse das Gedöns weg und starre auf das Ergebnis: diese Referenznummer ist nicht vollständig (10001 ist gemeint). Na, so schlau bin ich auch. Bevor ich die Arbeitsagentur Arbeitsagentur sein lasse, gucke ich noch unter Konatkt nach und klicke dort auf "Fragen zum Internetangebot". Ich werde an eine Hotline verwiesen, die ich für 12 Cent/Minute anrufen oder der ich eine E-Mail zuschicken darf.

Das Ergebnis dieser Arbeitssuche ist frustrierend. Offensichtlich habe ich nie gearbeitet, da es keine Berufsbezeichnung für mich gibt. Damit ist die Sache für die Arbeitsagentur erledigt. Weil aber die neue Website so topmodern daherkommt, höchsten bürokratischen Ansprüchen genügt und außerdem zig Millionen Euro verschlungen hat (verschlungen haben sie Kumpels vom Florian Gerster, um genau zu sein), muß das trotzdem eine gute Sache sein.

Entnervt setze ich mich aufs Fahrrad und sause ein bißchen herum. Im Stadtteil Arsten begegnet mir die Topmoderne von einst: "Eurobäckerei 2000" prangt dort angestaubt über einem wenig einladend aussehenden größerem Geschäft. Wann die es wohl kapieren und sich in "Backagentur" umbenennen? In fünf Jahren kann es dafür schon zu spät sein. Dann heißt das ehemalige Arbeitsamt, die jetzige Bundesagentur für Arbeit, möglicherweise "workcamp" ("camp" ist gerade schwer im kommen). Das klingt auch so verlockend nach Zelturlaub. Dann wird alles noch besser, als es ohnehin schon ist.

Doch erstmal sind Montagsdemonstrationen. "Schröder, Merkel - her die Kohlen, wir werden euch den Arsch versohlen". Das gibt zwar die Zusammenhänge nur mangelhaft wieder, ist aber auf so wohltuende Weise unkorrekt.
 

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