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Anfang der 70er war die Zeit reif für Roxy Music, und ich war es ebenfalls. Aus dem Radio tönte neue Musik (wenn man sie finden wollte). Beispielsweise hörte ich einen zweistündigen Rückblick auf die ersten Jahre der Mothers of Invention, lauschte Van der Graaf Generator, verpaßte King Crimson, Jethro Tull und manch andere; Emerson, Lake & Palmer schafften es in die Hitparaden, ebenso Can; Hardrock wurde hoffähig - während sich gleichzeitig Ödnis breitmachte. Ich hungerte nach neuer Musik und Roxy Music brachte sie mir. Man sehe es einem heftig Pubertierendem nach, daß ich auch Gary Glitter (aber nicht T.Rex) gutfand. Der musikalische Unterschied war mir immerhin bewußt.

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Roxy Music


Die musikalische Entwicklung von Roxy Music ist an den LP-Covern abzulesen: die erste - "Roxy Music" - ist Persiflage, und Brüche in der Musik und im Sound sind gewollt; die zweite - "For Your Pleasure" - verkörpert die Integration aller Zutaten zu einem neuen, eigenen Sound; die dritte - "Stranded" - ist das Stadium der Reife; man persifliert nicht mehr, sondern schreibt selbst Rockgeschichte. Dann kam nichts Neues mehr, weder musikalisch noch textlich, und die Cover ließen Witz und Anspielung vermissen.

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For Your Pleasure


Als die Avantgarde ganz andere Experimente wagte - Pop Group, Public Image Limited, Joy Division, Simple Minds stellvertretend für viele andere genannt - schuf Roxy Music 1980 mit "Flesh and Blood" noch einmal ein sehr atmosphärisches Album, das aber nur eine unter vielen guten Popproduktionen war. ABBA - jawohl, ABBA - riskierten auf ihren Platten viel mehr und waren musikalisch (ohne avantgardistische Experimente natürlich) so offen und weit angelegt wie Roxy Music 72/73 (und brachten unerhört gute Popmusik hervor). Roxy Music, als Neuerer angetreten, waren Teil des Mainstream, allerdings des besseren.

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Stranded


10cc, die ein eigenes Studio besaßen und als Sessionmusiker Geld verdienten, hatten nicht den Anspruch, Neues zu schaffen. Mehr durch Zufall entstanden die ersten Parodien auf Rocksongs. Ihr Spektrum reichte von Rock'n'Roll ("Donna", "Rubber Bullets") bis zu den Anfängen der Funkmusic ("Headline Hustler"). Durch alle musikalische Weiterentwicklung behielten sie ihre ironische Distanz bei und schufen mit ihrer vierten (und letzten gemeinsamen) LP "How dare you" wirklich Neues (1976).

Zitat, Parodie und Persiflage waren verbreitete Mittel in der Zeit vor dem Punk (und 'New Wave'), der noch einmal die schiere Power verkörperte, die im Beat der Sixties eine ganze Generation begeistert hatte (allerdings auf harmlosere Art, aus heutiger Sicht). "Virginia Plain" und "Do The Strand" von Roxy Music stehen für die Übergangszeit, für Power und Experiment in der populären Musik der frühen 70er Jahre. "A Song For Europe" (von der LP "Stranded") ist für die Ewigkeit geschrieben und wird das Herz jedes melancholischen Menschen gewinnen.

These cities may change
but there always remains
my obsession

Through silken waters
my gondola glides
and the bridge - it sighs


Dank an Huflaikhan (für die Ermutigung), der soeben einige bemerkenswerte Zitate zur Zeit bringt (hier und hier).
Bandini meinte am 25. Okt, 23:48:
Avalon
Ich bin heute noch stolz - ich bin ein paar Jahre jünger - dass meine erste gekaufte, bespielte Musikkasette von Roxy Music stammte - Avalon. Ich habe sie mir vor kurzem als CD wieder gekauft und sie ist immer noch hörenswert. Den Rest kaufe ich dann bei Gelegenheit. Außerdem stehe ich auf Dandys. 
Dicki antwortete am 26. Okt, 00:05:
Avalon? Davon habe ich wohl nur den Titelsong im Radio gehört. Nachdem ich akzeptiert hatte, daß sie gute Songs brachten, aber nur eine Bands unter vielen guten waren, gefiel mir auch ihr 'Spätwerk'. Hör dir vielleicht erstmal "Viva Roxy!" von 1976 an, das ist eine sehr gute Live-LP, die quer durch die Anfangsjahre geht. - Bryan Ferry als Dandy? Warum nicht. Für bedeutsamer halte ich seinen Wortwitz und sein Kompositionstalent. Danach kann er soviel Dandy sein wie er lustig ist. 
 

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