Wie man weiß, habe ich beim Wichteln "Mai in Paris" von James Jones gewonnen. Ein seltsamer Roman, der gut gemacht ist, aber mir wenig Freude bereitet. Der Autor versteht sein Handwerk, das muß man anerkennen. Er dokumentiert die wichtigsten Geschehnisse des Pariser Mai 1968, bezieht "die Revolution" in die Handlung ein, die, kurz gesagt, die Hineinziehung eines Freundes in abgründige Familienverhältnisse bis zur Zerstörung dieser Familie ist (nebulös gesagt, aber es genügt dies Wenige). Handwerklich gut gemacht, wie gesagt, man bleibt gespannt, wie es weitergeht, die Schilderung der Örtlichkeiten, des Barrikadenbaus, der Typen und Gestalten sowie ein paar gute literarische Einfälle sind völlig in Ordnung.
Der Roman erschien 1970 (in deutscher Übersetzung 1971 bei S. Fischer). Hatte sein Verleger gesagt: "Herr Jones, Sie waren doch in Paris, weshalb schreiben Sie nicht über die Studenten? Und über Sex?" Oder wollte Jones seinem Publikum zeigen, daß er mit der Zeit - und der sogenannten sexuellen Revolution - geht? Oder hatte er ganz einfach Lust, den Lesern eine Reihe von Wichsvorlagen anzubieten? Er bedient die angstvolle Neugier jüngerer und die lüsterne Phantasie älterer - Männer. Nicht ungeschickt ist der Ich-Erzähler ein illusionsloser Symphatisant der Revolte und ein nicht Sex-Besessener, dem sich aber verschiedene - meist ungenutzte - Gelegenheiten bieten, der Manches beobachtet, dem Manches erzählt wird. Unter geschäftlichen Gesichtspunkten mag das klug gewesen sein, damals, 1970. Aber James Jones hat sich damit einen passablen Roman versaut.
Im Nachhinein erstaunt mich nur das positive Echo, das im Internet widerhallt, und das (jedenfalls nach meiner oberflächlichen Betrachtung) die peinlichen Sex-Passagen ignoriert.
Der Roman erschien 1970 (in deutscher Übersetzung 1971 bei S. Fischer). Hatte sein Verleger gesagt: "Herr Jones, Sie waren doch in Paris, weshalb schreiben Sie nicht über die Studenten? Und über Sex?" Oder wollte Jones seinem Publikum zeigen, daß er mit der Zeit - und der sogenannten sexuellen Revolution - geht? Oder hatte er ganz einfach Lust, den Lesern eine Reihe von Wichsvorlagen anzubieten? Er bedient die angstvolle Neugier jüngerer und die lüsterne Phantasie älterer - Männer. Nicht ungeschickt ist der Ich-Erzähler ein illusionsloser Symphatisant der Revolte und ein nicht Sex-Besessener, dem sich aber verschiedene - meist ungenutzte - Gelegenheiten bieten, der Manches beobachtet, dem Manches erzählt wird. Unter geschäftlichen Gesichtspunkten mag das klug gewesen sein, damals, 1970. Aber James Jones hat sich damit einen passablen Roman versaut.
Im Nachhinein erstaunt mich nur das positive Echo, das im Internet widerhallt, und das (jedenfalls nach meiner oberflächlichen Betrachtung) die peinlichen Sex-Passagen ignoriert.
Dicki - am Di, 04. Januar 2005, 0:28 - Rubrik: Musik und so weiter