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Der statistische Warenkorb enthielt tatsächliche Produkte zu tatsächlichen Preisen und legte - nein, keinen tatsächlichen - einen angenommenen Bedarf zugrunde. Dieser Warenkorb ist aber schon seit vielen Jahren passé, was mir nicht bewußt war; soetwas ist mir früher am Arsch vorbeigegangen, damals, als ich noch gutbezahlte Arbeit hatte. Das waren Statistikmauscheleien, die mich zum Glück nicht betrafen, dachte ich einst.

Seit ich Anfang der Woche meine Kontoauszüge einsah und zudem feststellte, daß ich meine Haftpflichtversicherung noch bezahlen muß, ist meine Stimmung miserabel, um es vorsichtig zu sagen. Dem Ultraleichtflieger, der heute vor dem Reichstag - ach falsch, heißt ja Bundestag - ohne Sprengstoff an Bord abgestürzt ist, hätte ich eine andere Mission zugedacht. Aber so ist das nun mal; die Terroristen haben andere Aufgaben, als verbrecherische Machthaber ins Visier zu nehmen.

Jedenfalls wurde der Warenkorb durch irgendeine statistische Erhebung über statistische Daten, die statistisch aufgearbeitet werden und die ich nicht verstehe, ersetzt. Meine Frage ist einfach: welche Artikel und Leistungen liegen der Bemessung des Arbeitslosengeld II, derzeit 345 Euro monatlich, zugrunde? Nach einigem Gesuche fand ich einigermaßen konkrete Angaben, die in dem verlinkten Aufsatz versteckt sind.

Und daraus ist zu ersehen, daß uns von Amts wegen sehr genaue Vorschriften über unsere Lebensführung gemacht werden, verborgen hinter den 345 Euro, die jeder zur angeblich freien Verfügung hat. Außerdem kam das Arbeitslosengeld II über etliche Kürzungen bei der ehemaligen Sozialhilfe zustande. Im Einzelnen:

Für die Ernährung werden 4,23 Euro täglich gewährt (2004: 4,35). Das ist Frühstück (88 Cent), Mittag- (1,57) und Abendessen (1,57), Kaffee und Kuchen (21 Cent) sowie Restaurantbesuche (34 Cent). Zigaretten wurden auf 1-2 (2004: 3-4) reduziert. Die 2004 vorgesehen 27 Cent für Alkohol entfallen ganz. Für Telefon (inklusive Internet) stehen 17, 85 Euro zur Verfügung (2004: 28,75), die 1,83 Euro für Hard- und Software zum Internetzugang sind gestrichen. Die Grünen dürften stolz auf die Initiative zur Stromersparnis im Haushalt sein: für den monatlichen Stromverbrauch werden 20,74 Euro angesetzt (2004: 24,40). Und so weiter, und so fort. Sonstige Waren und Dienstleistungen: 6%, also ungefähr 20, 70 Euro. Mehr als die Hälfte davon knöpfen mir Hausrat- und Haftpflichtversicherung ab, dann erhebt meine Sparkasse monatlich 7 Euro Kontoführungsgebühren, diese Beutelschneider.

So kommt es, daß ich derzeit unter dem Niveau von 1985 lebe, als ich mit 600 DM monatlich gerade so über die Runden kam - Tendenz schlechter werdend. Damals befand sich in meinem Warenkorb gelegentlich noch ein Buch oder eine Schallplatte, das ist vorbei. Kleidung, Gerät und Reparaturen konnte ich auch damals nicht von dem Geld bestreiten. Heute erst recht nicht. Und dann plärren diese ewig Unzufriedenen, denen auch die ganze Welt nicht genug wäre, wenn sie sie besäßen, daß es uns noch zu gut ginge. Naja, dann wird wohl eine bestens bezahlte Expertenkommission den Warenkorb, den es nicht mehr gibt, weiter zusammenstreichen müssen. Immer weiter, bis es ihn nicht mehr gibt: den Warenkorb, den es nicht mehr gibt, und das statistische Konstrukt, das ihn abgelöst hat. Dann gibt es uns auch nicht mehr und kein antisozialer Siegertyp muß mehr fürchten, daß die Erfolglosen ihm irgendetwas wegnehmen könnten.
pathologe meinte am 23. Jul, 10:54:
Wo sind denn die Luxusgueter?
Soweit ich mich entsinne, waren da ja auch noch anteilig Luxusgueter versteckt, wie beispielsweise eine Yacht oder ein Sportflugzeug. Rein aus statistischen Gruenden natuerlich. Ich muesste mal im Netz suchen, ob ich noch einen Link finde.

Aber richtig, wenn man den Menschen das Essen und Trinken abgewoehnen koennte, und den Arbeitslosen das sich bewegen, was da an Kosten der Sozialversicherung gespart werden koennte. Alleine das Nichtbewegen der Langzeitarbeitslosen haette eine Minderabnutzung von Kleidung zur Folge, woraus man schon wieder einen Einsparpunkt ableiten koennte. Und Bewegung ist ja sowieso keine auf dem Arbeitsmarkt.

Ich glaube, hier ist es eindeutig zu heiss fuer mein Hirn ;-) 
Dicki antwortete am 23. Jul, 18:01:
Ho, ma ehmt den Link fixen! - So. Salam aleikum, pathologe. Weiß auch nicht, wie das mit dem Luxus ist, ich kann nur sagen: Bohnenkaffee ist Luxus. Schokolade ist Luxus. Tabak - nöö, das wird ja ne Liste bis übermorgen. 
 

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