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in eigener Sache

Als ich vorhin bei der Sparkasse auf das Ausdrucken der Kontoauszüge wartete, sah ich mir die von der LBS hochglänzend dargebotenen Wohnobjekte an; Reihenendhaus, Bungalow, Eigentumswohnung usw., alles unerschwinglich, und ich soll doch meine Mietkosten senken. Mehrere Jahrgänge Hartz IV würden da vielleicht so gerade für eine Anzahlung hinreichen. Doch dann entdeckte ich, unterste Reihe, ganz rechts: Bezahlbare Luxus-Maisonette-Wohnung. Na, wer sagt's denn.

derzeitigen kühlgrauen Regenwetter, vor allem aber rechtzeitig vor dem langen Wochenende, das ich ja sonst womöglich genießen könnte, ich böser, böser, böser Mensch, der ich die freie deutsche Wirtschaft durch meine Bedürftigkeit daran zu hindern mich erdreiste, noch mehr Geld (in die eigenen, unersättlichen Taschen) zu scheffeln, erreicht mich jenes Schreiben, in dem mir nun amtlich mitgeteilt wird, daß meine Miete oberhalb der Angemessenheitsgrenze liegt und ab 1.12.2006 nur noch bis zu genannter Grenze bezahlt werden wird.

Leider - ha! nicht einmal diese Floskel wird uns mehr gegönnt - also nicht leider, sondern da Sie nach unseren Unterlagen bisher keine Absenkung Ihrer monatlichen Mietkosten verwirklichen konnten, bzw. uns bisher auch noch keine diesbezüglichen Bemühungen nachgewiesen haben - ich bin schon ein Schlimmer, daß ich einfach die Leistungen einer Versicherung in Anspruch nehme, die genau für Fälle wie meinen, von dem es Millionen ähnlicher gibt, eingerichtet wurde - , müssen wir Sie nun verbindlich auffordern, Ihre Kosten der Unterkunft bis zum 30.11.2006 auf die angemessenen Kosten von monatlich 265 Euro abzusenken.

Angemessen? Gemessen woran? Bestimmt nicht an den in unserer immer noch schönen Hansestadt üblichen Mieten. Nichtsdestotrotz: In der Regel wird hierzu der Umzug in eine preisgünstigere Wohnung erforderlich sein. Unter den Brücken soll es noch freie Plätze geben - wie lange noch? Als alternative Maßnahmen zur Senkung meiner Unterkunftskosten wird unter anderem empfohlen, Verhandlungen mit Ihrem Vermieter über eine Senkung der Miete auf maximal 265,00 Euro (jawohl, komma null null, da lassen wir nicht mit uns spaßen) aufzunehmen.

Vierter und letzter Punkt der Alternativen: Aufnahme einer Arbeit oder Beschäftigung, die Sie von unseren Leistungen unabhängig macht. Mensch, daß ich da nicht von selbst drauf gekommen bin! Das ist die Lösung. Jetzt muß ich nur noch eine Firma finden, die mich a) einstellt und mir b) genügend bezahlt, um mir die Beantragung ergänzender Sozialhilfe zu ersparen. Sonst bleibt es bei der Aufforderung, die Kosten meiner Unterkunft abzusenken. Denn: Angemessen im Sinne von §22 Abs.1 SGB II wären 265 Euro.

Daß es Netzwerke von Wirtschaftsverbänden, Politikern und Medienleuten gibt, die gezielt und ganz und gar nicht uneigennützig eine desorientierte Öffentlichkeit beeinflussen (z.B. hin zur Privatisierung der Sozialversicherungen; ein Milliardengeschäft), sollte mittlerweile allgemein bekannt sein. Daß in diese Netzwerke aber auch Prominenz aus den Reihen der organisierten Kriminalität eingebunden ist, darüber klärt Jürgen Roth in seinem neuesten Buch Der Deutschland-Clan auf. Wir müssen uns darüber im klaren sein, daß sich Geistesverwandte gesucht und gefunden haben: Deutschland wird von Kriminellen beherrscht, die das friedlich-freundliche Mäntelchen der Demokratie gerne benutzen, solange sie Herrn und Frau Biedermann damit über ihren wahren Charakter und ihre tatsächlichen Absichten täuschen können.

Das alte "Divide et impera" gilt immer noch, und bevor diese ganze hirnverbrannte Luftschloß- und Seifenblasenökonomie der Wirtschaftsfanatiker zusammenbricht, wird es alle erwischen, die nicht wenigstens 1 Pöstchen abbekommen haben. In gewissen Köpfen gibt es längst wieder eine Einteilung in wertes und unwertes Leben. Gewisse Köpfe, die - durchaus nicht unpassend - als angesehene Mitglieder unseres Gemeinwesens gelten.

Zum Thema Effizienz, daß ja so unerhört wichtig ist in unserer modernen Zeit, zitiere ich gern die unsterblichen, bedauerlicherweise erstens niemals aufgeführten und zweitens nicht auf meinem Mist gewachsenen Verse einer Punkband, der ich für drei Übungsraumsessions angehörte:
Ich kauf mir keine Schweine
ich kauf mir keinen Müll
ich kauf mir lieber das
was ich wirklich haben will


Angenehme Himmelfahrt.

War das eine beknackte Woche! Und sie begann so harmlos mit prächtigem Maiwetter. Dann kam unser mehrtägiges "Projekt Datenbankmodellierung" und da wurden Tabellen konzipiert, angelegt und verknüpft, mit Daten gefüllt und mit Abfragen versehen, daß es nur so rauchte. Kein Wunder, daß sich der Himmel verfinsterte und daß ich in meinem SQL-Script die erste, nicht ganz unwichtige Zeile vergaß - CREATE DATABASE xy -, dazu die mittlerweile fast alltäglichen Katastrophenmeldungen des Wirtschaftlichkeitswahns.

Doch plötzlich die verblüffende Nachricht (via Quirinus):

Vorbei, vorbei, vorbei, vorbei
jetzt isser endlich vorbei-hei


Das hatte ich vor lauter Anspannung gar nicht bemerkt. Sofort ergriff mich gute Laune, um nicht gleich das große Wort 'Erlösung' zu bemühen. Alle Sorge und Mühsal fiel von mir ab und ich jauchzte mit: Fu-Fuuu! und summte: Vorbei, vorbei, vor vorbei, vorbei und freute mich tiefbewegt über Das Ende des Kapitalismus. So schön!

Ihr hattet es auch nicht mitbekommen? Dann posaunt es mal überall herum: Jetzt isser endlich vorbei-hei.

romantisches kleines Telefon

sangen Palais Schaumburg vor 25 Jahren. Schließlich konnten sie nicht in die Zukunft sehen. - An Wochenendanrufe vom Tonband hatte ich mich inzwischen gewissermaßen gewöhnt, aber dies für den Gipfel der Frechheit zu halten, war wirklich etwas naiv. Heute mittag, soeben hatte ich mein leckeres Essen auf dem Teller (naja, falls das wen interessiert: Seelachsfilet und Kartoffeln mit Dillsauce, dazu Broccoli), klingelte das Telefon: "Sie sind in unserer Warteschleife ge-", ich sofort aufgelegt. Vorhin, ich fleißig auf dem Balkon beim Jäten und Aussäen, klingelt es wieder: Gleich Gedüdel aufs Ohr bekommen, sofort aufgelegt. Knast ist noch zu gut für die ging mir durch den Kopf. Haben mal diese anständigen Bürger über Terroristen geäußert. Was sagt ihr denn zu diesem Dreck, ihr anständigen Bürger?

Zwei Hinweise auf wichtige Neuerscheineungen:
"Machtwahn" von Albrecht Müller (März 2006) und "Der Deutschland-Clan" von Jürgen Roth (Mai 2006). Von beiden Büchern verspreche ich mir Einiges, kenne sie aber beide noch nicht.

Dagegen lese ich derzeit "Mit dem Kühlschrank durch Irland" von Tony Hawks, das ein schönes Beispiel dafür ist, wie man aus einem interessanten Erlebnis ein langweiliges Buch machen kann. Hawks will unbedingt witzig sein, und so verkümmert manche Pointe in der Langatmigkeit seiner Ausführungen oder wird gleich an den Haaren herbei- und in einen erbarmungslosen Tod hineingezerrt. Ein spinatloser Popeye des Humors. Ein Pegasus ohne Flügel, ein Phoenix ohne Asche, eine Tür ohne Klinke. Tony "Pointenkiller" Hawks. Davon abgesehen ist das Buch ganz unterhaltsam.

Statistisch gesehen liest der durchschnittliche Deutsche - Internet, Zeitschriften, und Sachbücher ausgenommen - 2,17 Seiten pro Woche und wohnt jährlich 0,00183 Dichterlesungen bei. Von daher begrüße ich den "Welttag des Buches", an dessen Bremer Auftaktveranstaltung ich gestern teilnehmen durfte. Dort wurde mir sogar ein Glas roten Weines spendiert.

Das war aber auch nötig, wie sich bald zeigen sollte. Nach einleitenden Worten unter anderem einer Kulturstaatsrätin (die schnell ein Glas Wein zwitscherte, wohl weil sie es ebenfalls nötig hatte), erfuhr das wehrlose Publikum, daß die Lesebeiträge der dreizehn Autoren von eigens zu diesem Zwecke angeheuerten Musikern klanglich untermalt werden sollten.

Sofort kamen Erinnerungen an das legendäre Fernsehgespräch Helmut Schön gegen Herbert von Karajan auf (Endstand 1:3), in dem die beiden Herren die Gemeinsamkeiten aufdeckten, die zwischen dem Leiten einer Fußballelf und dem Dirigieren eines Orchesters bestehen. Trotzdem haben die Berliner Philharmoniker den Schön nie akzeptiert, und zur WM in Rom durfte nicht von Karajan, sondern Beckenbauer fahren. Bekanntlich klappt es bis heute nie so richtig mit dem Singen der Nationalhymne ...

Schlagartig verzogen sich die Erinnerungen, als eine Emeritierte das erste Gedicht des Abends ankündigte: "Die Migrantin". Oh, da dräute Migräne heran und alles drohte seinen einfühlsamen und politisch korrekten Gang zu gehen, untermalt von ploppenden Weinkorken einer- und dem Tröt, Tut und Schwall der Musiker andererseits. Weitere Emeritierte und noch zu Emeritierende hallten teils lyrisch, teils prosaisch durch den Innenhof der Stadtbibliothek, aber es gab auch Lichtblicke: Eine, die schreiben kann; Eine, die zu fesseln vermag; Eine, die einen packt und mitreißt.

Alle Achtung, dafür hat sich der Abend dann doch gelohnt, so mein Fazit. Und: Kultur ist, wenn man trotzdem lacht.

Ostersonntag habe ich mir einen Plattfuß eingefahren, und ausgerechnet bei dieser Gelegenheit einen alten Bekannten wiedergetroffen, der sich vor 17 Jahren hat anfixen lassen, aber Gottseidank endlich clean ist.

Vielliecht auch nur vorübergehend. Sein Problem ist, daß er kein Selbstbewußtsein hat, durch seine Drogenkarriere eher noch tiefer gesunken ist und es irgendwie immer richtig fand, von sich selbst als Dreck zu denken. Natürlich habe ich ihm freundliche Sachen gesagt und ihn mit meinem sozialen Tick ermuntert, mich anzurufen. Aber nicht ich, nur er selbst kann sich geben, was er braucht.

Am selben AbAend hat sich mein wackelnder Zahn entzündet (wann, wenn nicht jetzt? wird er sich gesagt haben). Das sieht aus, als hätte ich mir ein Osterei in die Backe geschoben. Morgen also beim Zahnarzt, ziehem lassen. Mit den Leiden Christi nicht zu vergleichen, aber unangenehm genug.

Wally, du Scheißkerl, du geliebter Scheißkerl, weshalb denkst du so schlecht von dir?!

Seit Montag arbeiten wir an einem Programmierprojekt, fünf Tage Dauer, anschließend werden die Ergebnisse bewertet. Weil wir zuvor auch Projektmanagement lernen sollten, haben wir die jetzige Arbeit vorausgeplant, und zwar nach allen Regeln der Kunst: Phasendiagramm, Projektstruktur- und Netzplan, Ressourcendiagramm und Kapazitätsausgleich. Noch gewitzelt, daß unser Plan wohl kaum der Wirklichkeit standhalten werde, obwohl die Aufgabenstellung (die wir nun seit Montag bearbeiten) schon schriftlich vorlag.

Tatsächlich zeigte sich gleich Montagmorgen, daß die Punkte Analyse (2 Stunden) und Entwurf (12 Stunden) entfallen können (Weshalb? Das ist eine längere und speziellere Geschichte), dafür aber der Programmierteil wesentlich mehr Zeit in Anspruch nimmt als gedacht. Soviel zum Thema Projektplanung.

Das Projekt wird von Teams zu jeweils drei Schülern bearbeitet. Es gibt zwei Teams, bei denen einer fast alles macht, in einem Falle auch zusätzlich erklärt; ein Team hat erhebliche Abstimmungs- und Verständigungsprobleme (zum schlechten Deutsch eines Teilnehmers gesellt sich auch noch Starrsinn); bei den übrigen Gruppen geht es langsam aber stetig voran, was ich spaßeshalber als Konstruktivismus bezeichnet habe: weil es einen Gegenpol gibt, nämlich ein Team, das für sich den Dekonstruktivismus entdeckt hat. Wie sonst soll man die Ausrufe "Das geht nicht!" und gleich darauf vom Nebenmann "Das funktioniert jetzt auch nicht mehr!" deuten?

Eine Atmosphäre geschäftigten Treibens durchmurmelt den Raum, begleitet von Papiergeraschel, Tastengeklapper und Scheißerufen. Da mußte ich einfach mal einen Jubelschrei ausstoßen, als etwas auf Anhieb gelang. Irgendein Witzbold klatschte, andere fielen ein, und für ein paar Augenblicke war die Anspannung vergessen. Dann redeten wieder alle heftig aufeinander, auf sich selbst, oder auf ihren Bildschirm ein. Programmierer, wie man sie kennt (darf ich eigentlich nicht mehr sagen - wir sind bzw. werden nämlich Software-Entwickler).

Steh ich vor dem Bücherregal, ob mir ein Buch entgegenlacht, als meine nächste Lektüre. Weshalb lugt da ein Zettel aus Manhattan Transfer hervor? Hm, mal sehen. "S.134 Mitte". Aha. - ? -?? - - ! : "Aber der Leisefilm war reizend [...]".

Post von Marie de Fortune. Der Brief ("Entgelt bezahlt" / "78266 Büsingen") sprang mir regelrecht aus dem Briefkasten entgegen und - klug wie ein wahrer Dicki ist - ich erriet sogleich, daß es hier um mein Glück gehen würde. Zumal auf dem Umschlag der gar nicht dezente Hinweis stand

"Wichtig:
Das, was Sie in den nächsten
5 Minuten entscheiden,
bestimmt ihre ZUKUNFT!!!"

Ich brauche aber keine fünf Minuten für meine Entscheidungen und beförderte das Schreiben ungeöffnet in den Müll; so etwas bekomme ich nicht zum ersten Mal. Diese Dinge gehören zu den verbrieften (!) Freiheitsrechten der US-Amerikaner, weshalb es dort schon lange Agenturen zum Versenden von Bitt-, Bettel- und Baggerbriefen gibt. Das widerum weiß ich, weil Michael Moore für die Serie "TV Nation" eine solche Agentur beauftragte, im Namen berühmter und gewöhnlicher Persönlichkeiten per Anschreiben um Spenden zu bitten (der normale US-Amerikaner gebraucht den Ausdruck Junk Mail).

Über 12000 Postsendungen gingen an ausgewählte Adressen - und tatsächlich wurde gespendet: der größte Teil an Jeffrey Dahmer (Serienmörder), ein großer Batzen an Charles Keating (Veruntreuung von Geldern aus Sozialfonds), und so gut wie nichts an den Reporter von "TV Nation". Der Reporter fragte bei der Agentur nach, ob er tatsächlich besser abgeschnitten hätte, wäre er ein rechtskräftig verurteilter Straftäter? Die Antwort: er hätte besser abgeschnitten, wäre er ein berühmter rechtskräftig verurteilter Straftäter.

Wo war ich? - Ach ja. Es ist also geschafft: man mag nicht mehr ans Telefon gehen, ruft E-Mails nur noch ab, wenn man sich vergewissert hat, daß Virenschutz und Spamfilter aktiviert sind, und möchte seinen Briefkasten zunageln. Wie um Himmels Willen kann man sich all das Pack vom Leibe halten, das in seiner Dummheit auf unsere Dummheit spekuliert und penetrant versucht, uns Geld aus der Tasche zu ziehen?

 

twoday.net AGB

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