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Dreimal schaue ich hin um mich zu vergewissern, daß ich keiner Täuschung erlegen bin, doch der Satz steht wirklich da, in der neuen EMMA, schwarz auf weiß: "Deutschland ist vermutlich das einzige Land, in dem nicht in der Landessprache protestiert wird." Das stimmt, denke ich, aber es stimmt auch wieder nicht. Es stimmt, wenn es auf die "linke Szene", die seit 50 Jahren an den Universitäten und in deren Umfeld zuhause ist, bezogen wird, und es ist ein Symptom der Sprachunfähigkeit dieser Szene. Es gibt aber auch eine "rechte Szene", und die protestiert durchaus in der Landessprache. Der zitierte Satz läßt also die Interpretation zu, Proteste von "Rechten" seien - im Gegensatz zu denen der "Linken" - keine Proteste, sondern - tja, was eigentlich? Ich weiß es nicht.

Ich weiß auch nicht, ob irgendjemand aus dem "linken Szene" mal das Parteiprogramm der NPD studiert hat, mir fällt aber auf, daß sich das Adjektiv rechtsextrem eingebürgert hat (wo noch nicht pauschal "Nazis" gesagt wird), ohne daß jemals von einer Verfassungsfeindlichkeit dieser Partei die Rede ist. Trotzdem soll die NPD als verfassungsfeindlich verboten werden? Es steht zu befürchten, daß damit ein Präzedenzfall geschaffen werden soll, und das Verbotsurteil die Stanze sein wird, um künftig alles und jeden verbieten zu können, der sich nicht anpasst und in den Wirtschaftsfaschismus integriert. Die "linke Szene" wird das erst begreifen, wenn es zu spät ist - falls überhaupt.

Wegen dieser und anderer Dumm- und Blindheit begreife ich mich nicht mehr als Linker. Die "linke Szene" ist zum Tummelplatz für Fanatiker geworden, und sie macht weiterhin keine Anstalten, diese Irren als Irre zu brandmarken: z.B. Veganer, Transhumanisten, Pro-Islamisten, Antideutsche und die radikale "Antifa"; manche sind das alles in Personalunion. Und doch gelten sie auch irgendwie als Linke. Munter wird gegendert, von Whiteness und People of Colour geschwätzt, und werden überall Rassismen entdeckt; Rauchverbote werden unterstützt, aber auf ihren PKW wollen sie nicht verzichten; die Kirche wird angefeindet, aber sie glauben an ein Paradies auf Erden. Eines hoffentlich sehr fernen Tages werden sie eine paramilitärische antiracism enforcement group ins Leben rufen, um dem NSU eine AEG entgegenzustellen.

Von solchen Gedanken ist die EMMA noch weit entfernt, aber daß sie einige Phänomene benennt, ist eine gute Sache. Schließen will ich mit einer Erkenntnis über die Inquisition: wer sich zuviel mit dem Teufel beschäftigt, wird über kurz oder lang dessen Werk tun. - Und dies noch: heute ist der Pöbel "Anti", weil "Pro" einfach nicht mehr salonfähig ist; das haben sie in der Schule gelernt. "Anti" ist dabei, mainstream zu werden. Und dann gnade uns Gott.

sind die drei Bewegungsabläufe des Dreisprungs, englisch triple jump genannt, in der Leichtathletik. Wer die komplizierten Abläufe beherrscht, legt mit einem einzigen Dreisprung, nicht zu verwechseln mit Dreisatz, rund 18 Meter zurück.

Sehr viel weitere Strecken bewältigen die Vernissage-Hopper, die sich gezielt von einer Vernissage zur nächsten bewegen, um ein Optimum an Wein, Prosecco und kaltem Büffet zu erhaschen, was eine Menge Geld sparen hilft, denn Freibier - hier im übertragenen Sinne - kostet heute immer noch so viel wie vor hundert Jahren.

Ganz anders verhält es sich mit den Weihnachtsmarkt-Jumpern, die zwar in Schwärmen alle einschlägigen (und teils überhaupt nur für sie eingerichteten) Weihnachtsmärkte zwischen Kiel und München abgrasen und dabei ganz unglaubliche Strecken zurücklegen, aber ganz und gar nicht ans Sparen denken und allenfalls auf als Sonderangebot getarnte Busreisen hereinfallen. Diese Süchtigen, von denen während der Weihnachtssaison Tag für Tag ganze Wagenladungen auf die Märkte gekippt werden, sind das zahlungskräftige Rückgrat der modernen Weihnachtsindustrie. Ob Kerzen, Kandis, Kandelaber, Kochtopf oder Krokant, nichts ist vor diesen Heuschrecken sicher, und aus mancher Stadt wird dieser Tage Glühweinmangel gemeldet.

Soviel zum hop und zum jump; zum step fällt mir nur ein, daß wir uns Schritt für Schritt zurückbewegen sollten, denn irgendwie, irgendwo, irgendwann muß die Menschheit falsch abgebogen sein. Oder sollte sie konsequent den ihr vorherbestimmten Weg verfolgt haben? Ich bin zwar ein gläubiger Mensch, doch das zu glaubén fällt mir schwer, denn das hieße ja, daß alle Traditionen zu sinnentleerten Hüllen verkommen müssten und Schacher die ultima ratio sei. Ich aber bewahre mir ein kindliches Gemüt und genieße die kurzen Atempausen, die uns die moderne Gesellschaft in der Weihnachtszeit noch gewährt, als das eigentliche Weihnachten, das für mich ein Fest der Freude ist, und den Menschen ein Wohlgefallen.

kann ich über Felix Baumgartner sagen, den nächsten Monat schon nur noch Spezialisten am Namen erkennen werden, aber das ist eine andere Geschichte. Indirekt hat er mir zur Antwort auf eine vor zwölf Jahren gestellte Frage verholfen, und dafür will ich ihm dankbar sein, und das sogar in der Öffentlichkeit.

Damals, im Jahre des Herrn 2000 also, kaufte ich die "Sims", weil wieder mal die Neugier mit mir durchging. Ich wollte testen, ob die Homo-Ehe gelingen kann, und wo geht das besser als in einer Simulation. Ruckzuck hatte ich zwei warme Sims-Brüder generiert und ließ sie ihren Striemel abreißen. Der eine mußte ausgerechnet mit einer Frau flirten, der andere setzte mit seinen Kochversuchen das Haus in Brand; abends vorm Fernseher konnten sie saufen, die Brüder, aber aufräumen war nicht drin. Fazit: Homo-Ehe, nein danke.

Aber das hatte ich vorher schon geahnt. Überraschend war hingegen, daß einer der beiden gleich am ersten Tag einen Job als "Extremsportler" bekommen hatte. Wasndas: Extremsportler? Jetzt endlich weiß ich es. Diese Leute springen 20000 Meilen über dem Meer aus einem fahrenden Ballon, knallen voll in die Schallmauer und der Hitzeschild verliert nicht eine Kachel.

Das sollte sich die NASA mal zu Gemüte führen. Statt ihre Astrologen oder wie die heißen in diesen unsicheren Raumschiffen, aus Kohlefaser und Alufolie zusammengeleimt, das Leben riskieren zu lassen, könnten die Raumfahrer doch in Zukunft einfach abspringen, den Baumgartner machen und mit Siegespose sicher landen. Und ich bekomme einen Job als Visionär.

sagte heute morgen ein Nachbar zu mir. "Na ja," erwiderte ich, "das ist er doch seit sechzehnhundertirgendwas." Daß nicht Johann Sebastian gemeint war, wußte ich selbstverständlich sofort. Aber Dirk?! Was soll mich jemand dauern, der es zu Popularität gebracht hat, weil er sich für das schnelle Geld vom Fernsehen prostituiert hat? In hundert Jahren wird man immer noch wissen, wer Johann Sebastian gewesen ist. Aber Dirk?! Der ist doch jetzt schon den Bach runter.

Wir waren verabredet; die Kleine-Delle, ein Techniker und ich. Sie erklärten mir das neueste Vorhaben. Zusammengefaßt war das so: es gab Fördergelder für den Testeinsatz eines Haushaltsroboters, eines "robotic service buddy", kurz RoSeBud genannt. Die Weiterentwicklung eines für die US-Army gedachten automatischen Waffensystems, nun für zivile Zwecke einsatzbereit, Staubsauger, Gummihandschuhe, Klobürste und vieles mehr voll integriert. "RoSeBud ist praktisch unverwüstlich," sagte der Techniker anerkennend, "gefertigt aus flammgehärtetem Trautonium mit Cro-Magnon-Oberflächenlegierung; der übersteht sogar eine Atombombenexplosion." - "Danach braucht er aber niemanden mehr betreuen," sagte ich vorlaut.

Egal, wir kamen überein, Muddi mit Fernbedienung und Bedienhandbuch zu versehen, und nach einer Einweisung durch den Techniker sollte der Probebetrieb beginnen. Daß ich dem zustimmte, lag an meiner fortgeschrittenen Resignation. Die Kleine-Delle sah es mir an, forderte mich zu einer optimistischen Sicht auf und meinte, das sei eine große Chance. In dem Punkt gab ich ihr recht, fragte mich aber, was für eine Chance das eigentlich sei. - Sofort waren wir bei Muddi, die überraschend aufgeschlossen und neugierig reagierte; ja, sagte sie, das wolle sie ausprobieren.

Als die Kleine-Delle und der Techniker gegangen waren, wurde es Abend und ich schwebte unter die Zimmerdecke und noch etwas höher hinauf. Von oben sah ich, wie Muddi zur Fernbedienung griff, offenbar wollte sie RoSeBuds Dienste in Anspruch nehmen. Allerdings benutzte sie die Fernbedienung für den Fernseher. Das Einschalten funktionierte dennoch, und RoSeBuds Augen begannen rötlich zu glimmen, wie am Ende des ersten Terminator-Films. Während ich noch höher hinauf schwebte, drückte Muddi die Funktionstasten, aktivierte den Bildschirmtext und den Schnellvorlauf. Daraufhin verfiel RoSeBud in einen wahren Veitstanz, begann zu qualmen und langte in die nächstgelegene Steckdose, worin er die überschüssige Energie entlud.

Inzwischen befand ich mich in einer Höhe, von der ich die ganze Stadt überblickte und sah mit an, wie der Stadtteil um Muddis Wohnung herum in Dunkelheit versank. Nur die Scheinwerfer der Autos spendeten noch Licht, begannen aber rötlich zu glimmen wie am Ende des ersten Terminator-Films. - Ich schreckte aus dem Schlaf hoch und knipste das Licht an. Es gab also doch noch Strom. Ein Traum, nur ein Traum, nur ein schlechter Traum, dachte ich erleichtert. Aber wer kann schon wissen, was die Zukunft bringt.

 

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