1968
aus aller Welt
ballaballa
Beobachtungen in der Natur
charmsing
deutsche kenneweiss
Dicki TV
Dickimerone
Dickis Reisen
die kleine Anekdote
dirty old town
Empfehlung
Erwins Welt
Eugen
in eigener Sache
Java
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 

Musik und so weiter

Mit zwei längeren Geschichten, auf je zwei kürzere verteilt, steuerte Hammett bereits Buchlänge an; der Schritt zum Roman war nicht mehr weit. Material für seinen Detektiv bei Continental's hatte er auch noch. Innerhalb eines Jahres - 1929 - erschienen seine ersten beiden Romane; der erste eine wüste Abenteuergeschichte, der zweite teils Aufbruch zu größeren Themen, teils Nachlese der Kurzgeschichten.

Rote Ernte

Cooper war ein schlapper Sack. Er ließ ein paar weite Schwinger los, die vielleicht weh getan hätten, wenn sie angekommen wären, aber jeder mit zwei Füßen konnte sie sich mühelos vom Leibe halten. Bush hatte Format - flinke Beinarbeit, eine glatte, scharfe Linke und eine Rechte, die schnell vorschoß. Es wäre glatter Mord gewesen, Cooper mit dem schlanken Jungen in den Ring zu lassen, wenn er sich nur Mühe gegeben hätte. Aber er versuchte es gar nicht erst. Das heißt, er wollte einfach nicht gewinnen. Er wollte verlieren und hatte damit alle Hände voll zu tun.

Dies ist der Tonfall der Erzählung, leicht, mit originellen Wendungen, schnoddrig, ein wenig zynisch. Das Städtchen Peaceville (meist verächtlich Pissville genannt) wird in einer beispiellosen Folge von Intrigen und Verbrechen ihrer Peiniger entledigt. Der Detektiv hetzt alle gegeneinander auf, die sich ein Stück vom großen Kuchen gesichert hatten - vier Gangsterbosse und einen Minenbesitzer. Hammett ist klar, daß er seinen Helden nicht nur von den Regeln der Agentur und vom Gesetz entfernt, sondern ihm auch eine gefährliche Privatmoral zubilligt. Also läßt er den Detektiv feststellen, daß dieses Peaceville ihn verändert und in eine Art Blutrausch versetzt hat.

Mir gefällt unter anderem, daß die Gangster Würde und Berufsethos haben, und daß der Detektiv eine Trinkfreundschaft mit der Edelkokotte Peacevilles pflegt. "Rote Ernte" ist der spektakuläre Höhepunkt der Geschichten um den namenlosen Detektiv bei Continental's.

Der Fluch des Hauses Dain

"Was ist denn nicht in Ordnung?" fragte ich in einem Ton, der zur Vertraulichkeit einladen sollte.
Er sah mich scharf an, klopfte mit dem Kneifer auf seinen linken Daumennagel und sagte: "Was bicht in Ordnung ist, gehört, soweit ich sehe, ganz in mein Gebiet. Ich wüßte nicht, daß sonst noch etwas nicht in Ordnung wäre." Er gab mir wieder die Hand. "Sie werden Ihre Rolle ziemlich langweilig finden, hoff ich."
"Und Ihre Rolle, die ist nicht langweilig?" wollte ich ihn zum Reden bringen.
Schon im Begriff, sich von mir abzuwenden und zur Tür zu gehen, hielt er inne, runzelte die Brauen, klopfte wieder mit dem Kneifer auf den Daumennagel und sagte: "Nein, das ist sie nicht." Er zögerte, als müßte er sich erst entschließen, ob er noch etwas sagen wollte, entschied, es nicht zutun, und ging zur Tür.
"Ich habe ein Recht zu wissen, was Sie ehrlich darüber denken", sagte ich.
Wieder sah er mich scharf an. "Ich weiß nicht, was ich ehrlich darüber denke." Eine Pause. "Ich bin nicht zufrieden." Er sah nicht zufrieden aus. "Ich schau heut abend noch mal rein."
Er ging hinaus und machte die Tür zu. Gleich darauf ging die Tür wieder auf, er sagte: "Miss Leggett ist schwer krank", machte die Tür wieder zu und ging fort.
"Das kann ja heiter werden", brummte ich vor mich hin, setzte mich an ein Fenster und rauchte eine Zigarette.


Ich habe den Verdacht, daß Hammett dies als seinen ersten Roman herausbringen wollte; die strikte Dreiteilung der Geschichte spricht dafür. Episode 1: ein vorgetäuschter Raub, mehrere Morde, einer als Selbstmord getarnt, die Enthüllung einer düsteren Familiengeschichte. Episode2: Morde in den Räumen einer kalifornischen Sekte. Episode3: weitere Morde, ein "locked room"-Rätsel, und schließlich die Aufklärung des gesamten Falles und des Fluchs.

Hammett will die Kriminalstory nicht mehr in den Vordergrund stellen, sondern mehr über Menschen, über Freundschaft, Liebe, Vertrauen und Versuchung schreiben. Der Detektiv bei Continental's ist dafür nicht die geeignete Figur und tritt hier zum letzten Mal auf.
(wird fortgesetzt)

Sämtliche Kurzgeschichten und drei Romane ("Rote Ernte", "Der Malteser Falke", "Der gläserne Schlüssel") sind gelesen, zwei Romane ("Der Fluch des Hauses Dain", "Der dünne Mann") stehen noch aus.

Weshalb ich Hammett (nochmal) lese? Ich bin arbeitslos, habe keinen Fernseher, und Hammetts Art gefällt mir; seine Geschichten erzählen von lebendigen Menschen in den USA zwischen 1925 und 1935. Es heißt, er sei der erste gewesen, der den Kriminalroman als Vehikel zur Schilderung von Mensch und Gesellschaft benutzte, der das reine "Whodunit" und die Action um der Action willen verlassen hat. Mit 20 hab ich alles von ihm verschlungen und mich unterhalten lassen, jetzt gucke ich mit Interesse, was seine Qualitäten und Techniken sind.

Die Kurzgeschichten kommen kurz weg. In ihnen zeigen sich bereits die Talente Hammetts.
1) die Komposition des Verbrechens und seiner Aufklärung; unabdingbar für einen Krimiautor.
2) die Fähigkeit, mit wenigen Sätzen eine Situation bildhaft und originell zu beschreiben; der Mann hat Witz.
3) in die Kriminalstory andere Themen verweben; in den Kurzgeschichten nur andeutungsweise.
4) eine "empirische Psychologie"; er ist ein guter Beobachter und versteht es, Menschen lebendig zu schildern.

Die Übersetzung (Diogenes-Ausgabe) ist vermutlich im Wesentlichen Lohnschreiberei; die Übersetzer mußten schnell arbeiten, um an der Arbeit etwas zu verdienen. Darauf deuten vermeidbare Wortwiederholungen, ungelenke Satzkonstruktionen und unüberlegte Wortwörtlichkeit hin (z.B. "ich sehe" für "I see"). Immerhin - die Ausgabe entstand Mitte der 70er Jahre - wird "Do you remeber Donna?" noch mit "Erinnerst du dich an Donna?" übersetzt. Heute müßten wir "Erinnerst du Donna?" lesen. Aua!

Hammett hat viele Jahre als Detektiv für Pinkerton's gearbeitet. Deshalb war es naheliegend, daß er einen "Detektiv bei Continentals" schuf, untersetzt, ein wenig dicklich, um die 40, der von den Kurzgeschichten in die ersten beiden Romane übernommen wurde. Kein Held; einfach jemand, der mit Detektivkram seine Brötchen verdient, esine Arbeit gern macht, Gesetze umgeht, wenn es ihm sinnvoll erscheint, und seinen "Kontrahenten" mit Respekt entgegentritt, wenn diese Respekt verdienen. Er ist nicht unmoralisch (manchmal biegt er Geschichten nach seinem moralischen Dafürhalten hin), aber nicht die Einhaltung von Gesetzen ist sein Auftrag, sondern der Agentur einen Profit zu verschaffen. Eine Figur, die einerseits mitten im Geschehen steckt, dieses aber auch distanziert betrachtet. Diese Zwiespältigkeit ermöglicht Blicke hinter die Kulissen "ehrbarer" Bürger und Institutionen, und das nutzt Hammett besonders in seinen Romanen.
(wird fortgesetzt)

Nach einer Reihe von Kurzgeschichten für Krimi-Magazine veröffentlichte Dashiell Hammett 1929 seinen ersten Roman "Rote Ernte". Sein "Detektiv bei Continentals" (Titel einer Sammlung seiner Kurzgeschichten) räumt hier fast im Alleingang eine Gangsterbande aus der Stadt Peaceville, meist Pissville genannt. Intrigen, Schießereien, Tote, Morde - die Action ist spektakulär. Der Erzählstil ist lapidar, ironisch; die Menschen sind aus Fleisch und Blut und reden Umgangssprache; die Verbrecher sind keine Ungeheuer, sondern schlicht Menschen, die das Gesetz brechen. Der Roman ist amüsant und unterhaltsam, aber nicht umwerfend.

Ein Jahr später wird "Der Malteser Falke" veröffentlicht. Hammett, der auch zuvor stets aus seiner langjährigen Erfahrung als Pinkerton-Detektiv geschöpft hatte, versuchte sich hier an der Studie einer Frau ohne Moral, und weil er ein guter Beobachter war, ist dieser Versuch gelungen.

Frau ohne Moral: sofort denkt man an die männertypische Angst, von einer Frau betrogen zu werden. Von einer Frau, die versichert, ihn zu lieben, aber aus seiner Sicht das Versprechen nicht einlöst; die stattdessen den Mann zugunsten eines anderen Mannes verrät. Deutlicher werde ich nicht sagen, welche Frau im Leben eines Mannes diese Angst hervorgerufen hat. Hammett scheint genau diese Angst zu thematisieren - aber er geht weit darüber hinaus.

Sam Spade (in John Hustons Verfilmung von Humphrey Bogart gespielt) wird für eine Beschattung engagiert, die dann sein Partner Miles Archer übernimmt, der offenbar auf ein Abenteuer mit der Klientin hofft. Spades Partner wird erschossen aufgefunden, Spade gerät erstens selbst in Verdacht und zweitens immer tiefer in die Jagd nach dem ominösen Falken. Er versucht der Klientin, einer Brigid O'Shaughnessy, zu helfen, obwohl sie ihm mit einem Haufen falscher Geschichten kommt und er sie nicht dazu bringen kann, ihm die Wahrheit anzuvertrauen. Er vertraut ihrer Angst und seinem Spürsinn, nicht ihren Worten. Nach vielen Intrigen zwischen und etlichen Auseinandersetzungen mit Brigid, ihren Mitganoven und einem Revolvermann hält er schließlich alle Trümpfe in der Hand und offenbart sich der Polizei. Und er entlarvt Brigid als Mörderin seines Partners.

"Du hast mich eine Lügnerin genannt", sagte sie. "Jetzt lügst du. Du lügst, wenn du sagst, daß du, trotz allem, was ich getan habe, im tiefsten Herzen nicht weißt, daß ich dich liebe."

Spade machte unvermittelt eine kurze Verbeugung. Das Weiße in seinen Augen rötete sich, sonst aber änderte sich nichts in seinem schweißnassen, gelblichen, starr lächelnden Gesicht. "Vielleicht liebe ich dich", sagte er. "Na und? Dir sollte ich trauen? Dir, die diesen hübschen, kleinen Trick für - für meinen Vorgänger Thursby ausgeheckt hat? Dir, die Miles umgelegt hat, eine Mann, der dir nichts getan hatte, kaltblütig, wie wenn man eine Fliege totschlägt, nur um damit Thursby vielleicht loszuwerden? Dir, die Gutman, Cairo, Thursby hinters Licht geführt hat - eins, zwei, drei? Dir, die du auch nicht eine halbe Stunde lang, seit ich dich kenne, mit offenen Karten mit mir gespielt hast? Dir sollte ich trauen? Nein, nein, mein Liebling! Das täte ich nicht, auch wenn ich's könnte! Warum sollte ich auch?"

Spades Augen waren jetzt blutunterlaufen, und sein lange festgefrorenes Lächeln hatte sich in eine fürchterliche Grimasse verwandelt. (...) Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. Die Hand zitterte und zuckte. "Mir ist's egal wer wen liebt. Ich werde nicht den Dummen für dich spielen. Ich werde nicht in Thursbys und wer weiß wessen Fußstapfen treten. Du hast Miles umgebracht, und dafür mußt du jetzt bezahlen. (...)"
Sie legte eine Hand auf seine Hand auf ihrer Schulter. "Dann hilf mir nicht", flüsterte sie, "aber tu mir nicht weh. Laß mich jetz gehen."
"Nein", sagte er. "Ich bin verloren, wenn ich dich nicht der Polizei übergeben kann, sobald sie kommt. Das ist noch das einzige, was mich davor bewahrt, mit den anderen unterzugehen."
"Das willst du nicht für mich tun?"
"Ich will nicht den Dummen für dich spielen."
"Bitte, sag das nicht." (...)

(...) "Hör zu!" Er packte sie bei den Schultern, drückte sie zurück und beugte sich über sie. "Wenn dir das alles nichts sagt, vergiß es, und wir wollen's so ausdrücken: ich werde es nicht tun, weil alles in mir mich drängt, zu sagen, der Teufel soll die Folgen holen, tu's! - Und weil - der Teufel soll dich holen - du damit bei mir gerechnet hast, genau wie du bei den anderen damit gerechnet hast." (...)

(...) Sie hob ihr Gesicht dem seinen entgegen. Ihr Mund war leicht geöffnet, die Lippen ein wenig vorgeschoben. Sie flüsterte: "Wenn du mich liebtest, brauchtest du nichts weiter auf der Gegenseite."
Spade biß die Zähne zusammen und sagte: "Ich will nicht den Dummen für dich spielen."


Sie geht aufs Ganze, und er ist drauf und dran, ihrer Umarmung zu erliegen. Er hält sie im Arm, als die Polizei klingelt. Spade ist klug genug, um sie zu durchschauen, aber schwach genug, um dennoch auf sie hereinzufallen - beinahe.

Eine Bemerkung zum Schluß: Der Beweis für die Existenz des Malteser Falken, angeblich eine juwelenbesetzte goldene Statuette, ist von so vielen 'vielleichts' und 'vermutlichs' geprägt, daß sich der Gedanke an die Gralsgeschichte in Umberto Ecos "Das Foucaultsche Pendel" mächtig aufdrängt. Eco muß zumindest dieser Teil von Hammetts Roman sehr gefallen haben.

Stell dir vor es ist Grand Prix de la Chanson d'Eurovision, und dein Fernseher ist kaputt. Das ist meine Situation am heutigen Abend. Kein Max, kein Chypre, keine douze points. Und keine Türkei, die sich Europa voll Stolz und sicherlich würdevoll präsentiert.

Gestern war ich zum Grillen eingeladen; wir saßen im Garten, drei- und vierlagig bekleidet, später von einem knackenden, prasselnden, funkensprühenden Feuer im Gartenofen angenehm gewärmt. Aus dem Radio leistete uns 'Bremen eins' mit einem 'Grand Prix Special' Gesellschaft. Die Siegertitel wurden einer nach dem anderen, Jahr für Jahr, abgespielt (mit brabbelnder Moderation, Marke 'ichweißmehr'). France Gall, Udo Jürgens, ja, auch das Sixties, und ein wundervoll zwischen Dur und Moll changierendes Lied aus dem Jahre 1968 (?). Aber auch richtiger Grand-Prix-Dreck wie 'Ding Ding Dong' (im Jahr zuvor - 1974 - der Paukenschlag 'Waterloo', mit dem ABBA die internationale Bühne betrat) oder 'Making your mind up'. Dann war 1982 erreicht. Nicole quäkte Ralph Siegels 'Ein bißchen Frieden' und wir quakten "stell mal einen anderen Sender ein!".

Monika legte als Intermezzo ihren derzeitigen Lieblingssong auf: 'Behind Blue Eyes' von Limp Bizkit. Gesang mit einfacher, klarer und berührender Melodik über einer akustischen Gitarre, sehr nach späten Sixties klingend, 1968 vielleicht (schon wieder '68; da war eben auch verdammt gute Musik). Später hörten wir auch Max. Der kann ja singen, gut singen, der hat ein feeling; bißchen knödelig, aber glaubwürdig. Nur kann Stefan Raab offensichtlich keine Hits schreiben. Von diesem handwerklich soliden Song bleibt nur Maxens Stimme in Erinnerung. Der gewinnt nicht. Heimst ein paar Achtungspunkte ein. "Germany: five points. Allemagne: cinque points." Und vorbei.

Vorbei war es auch für den gegrillten Fisch, den Susanne gestern zum Abschluß ihres opulenten Mahls zerlegte oder richtiger: zerquälte. Forelle 'Rumsfeld'.

In der Türkei fällt jetzt die Entscheidung. Und ich bin nicht dabei, habe die Musik nicht gehört; letztes Jahr wenigstens noch den Siegerauftritt der Türkin mitbekommen, guter Siegertitel, gutes Jahr für den Grand Prix. Und heute? Ach!

Nachtrag: gerade habe ich 'The very best of Henry Mancini' aufgelegt. 'Moon River', 'Pink Panther Theme', 'Charade', 'Peter Gunn' und vieles nehr. Leider nicht die Original-Filmmusiken. Aber immerhin.

Nachtrag II: soeben bei quirinus gute Beschreibung des heutigen Grand Prix gelesen. Und nu genug Mancini-Geigenschmalz, so schön es auch ist, ich brauch härteren Stoff.

Nachtrag III: Ukraine???

"Hoppenstedt. Wir heißen alle Hoppenstedt," antwortet Opa Hoppenstedt auf die Frage, wie das Kind (Dicki) denn heiße. Folgerichtig heißen alle meine Lieblingsbands The Dickies (auch wenn sie gar nicht meine Lieblingsbands sind). Verwandtschaft setzt sich ja auch nicht unbedingt aus Lieblingsmenschen zusammen.

Jetzt wollte ich endlich mal wissen, was das Internet Dickiesmäßig zu bieten hat. Gesucht, gefunden. Das übliche Zeugs: shops, lyrics und shop&lyrics/lyrics&shop. Ein bißchen Inhalt war auch darunter, zum Beispiel eine deutsche Fanseite von so häßlicher Gestaltung - ach, guckt doch selbst.

Das Konzept der Dickies war es, bekannte (und eigene) Songs so schnell zu spielen, als würden sie mit 78 statt 45 Umdrehungen laufen. Was jeder Dicki ausprobiert hat, der mal einen alten Plattenspieler sein Eigen nannte. Als besonders geeignet für solche Erfahrungen ist mir "2000 lightyears from home" in Erinnerung, das zwar nur bei 45 Touren überzeugte, aber auch bei 16, 33 und 78 Upm interessant klang.

Leider besitze ich nur die erste LP "Incredible shrinking Dickies" und die Single "Nights in white satin" von der zweiten LP. Jene Zweite, "Dawn of the Dickies", hörte ich genau ein einziges Mal, nämlich im Frühjahr 1979 bei einem Freund, der soeben in die Große Johannisstraße gezogen war. Erinnern kann ich mich an keine einzige Note, habe aber das Cover noch schemenhaft vor Augen. Doch Weh! und Ach! - das Internet geizt radikal mit Plattencovern der Dickies. So muß auch ich damit geizen.

Hier erfährt man mehr über die Dickies:
https://www.trouserpress.com/entry_90s.php?a=dickies

und hier sind sie endlich selbst, wie sie sich heute präsentieren (lassen). "Dicki praudli prisänts: Ze Dickies!"

wabert durch die Straßen und schafft eine feierliche Stimmung: ein Fest der Natur. Ich hatte mich schon gewundert, weshalb ich Lust auf alte Platten verspürte, die musikalisch voller Hoffnung und Lebendigkeit sind; es lag in der Luft.

Kurz genannt:
On the beach - Rezillos
Boys cry - The Distractions
Denis - Blondie
I melt with you - Modern English
Is Vic there - Department S
Money - The Flying Lizards
Final Day - Young Marble Giants
The butterly collector - The Jam
und manch andere mehr.

Auch ich habe meine Jugend verschwendet, und heute verschwende ich meine reifen Jahre. Ein unbelehrbarer Mensch. Andere werden wichtige Einträge in ihren Karriere-Planer gemacht haben, bevor sie heute auf eine Party gegangen sind, Beziehungen pflegen. Ihnen wird Erfolg beschieden sein, aber um welchen Preis.

"Sandra's having her brains out
Norman's having his heart washed
Brenda's having her soul dried clean."
(The Soft Boys)

... "and they feel alright" ...

eines kleinen Stones-Abends läuft Beggar's Banquet und weshalb? Drei Stockwerke unter mir war heute Abend pausenlos Weiberkreische zu hören; als würden sie durchgekitzlert. Dazu ertönte u.a. Bots Wat zallen wij drinken (natürlich Bols). Gegengift mußte her.

Out of our heads machte den Anfang. Geballte Energie DER Rhythm&Blues-Band. Dann Their Satanic Majesties Request. Seit meinem zehnten Lebensjahr vertraut. Meine Schwester hatte 1967 Sergeant Pepper's Lonely Hearts Club Band gekauft, mein Bruder die Stones. Letztere mit den vielfältigeren Sounds, aber beide als Antwort auf Pet Sounds mißlungen. Vorhin konnte ich nur citadel, in another land, she's a rainbow und 2000 lightyears from home in diesem Pseudo-Psychedelic-Mischmasch geniessen. Anspielungen auf Help, I'm a rock: welche Mother of Invention hat denn da Jagger/Richards geritten!

Aber eigentlich hatte ich sich überschlagende Antisemitismus-Vorwürfe mit einer Anspielung auf Morgenstern persiflieren wollen, mit "Kroklokwafzi? Semi-Memi!" als Kern. Naja, stattdessen gute Musik, das ist sogar besser. Und nu ab in die Heia. Eia Popeia.

Sonne, Wolken mit Regen, Sonne, Wolken mit Hagel, Wolken mit ohne, Sonne mit - typisch April. Was um Himmel Willen mögen sich (englischsprachige) Eltern dabei denken, wenn sie ihr Kind 'April' nennen (z.B. April Stevens)? Oder May? June? Oder - in Deutschland völlig aus der Mode - August? Oder statt nach Monatsnamen nach Wochentagen: den Sohn 'Sunday', die Tochter 'Tuesday', das Bedienstetenkind 'Friday'?

Interessant (oder auch nicht): mir fällt kein Song ein, der 'Tuesday' im Titel führt. Auf jeden anderen Tag weiß ich ein Lied, aber nicht auf 'Tuesday'. 'Monday Monday'; 'I don't like mondays'; 'Wednesday Week'; 'Friday on my mind'; '10:15 Saturday night'; 'Sunday, bloody sunday'.

Aha, da fehlt ja auch 'Thursday'! Das nimmt mich überhaupt nicht wunder, denn Thursday ist nicht sonderlich klangvoll, im Gegensatz zu Tuesday. Hier das nölige 'ö', dort das rufende 'u'. Aber wo sind sie, die Tuesday-Songs? Sind Dienstag und Donnerstag denn solch langweilige Tage, daß sich Texter und Komponisten überhaupt nicht damit abgeben möchten?

Als Trost bleibt einstweilen nur Daliah Lavis "Oh wann kommst du". Ja, wann kommst du, milder Frühling, und hebst dieses aprollige Mistwetter hinweg?

dorisd.jpeg


Doris Day ist unvergessen. Alles Gute zum 80. Geburtstag!

Erst hört man ein elektronisches Geräusch, das in einen mitteltiefen nervigen Dauerton mündet. "Look Bruce, it's the bat-signal!"- "Yes, are you ready, Robin?" - "Yes Batman." Ein Plektron ratscht eine Gitarrensaite hinab, eine zweite Gitarre spielt stakkato und verhalten das einzige Motiv der Komposition. Dann ein Schlagzeugbreak, und die Band rockt los.

So in etwa klingt das "Batman Theme" von Neal Hefti in der Interpretation von Link Wray and the Ray Men.Neal Hefti, der auch andere Filmmusiken geschrieben hat, komponierte das "Batman Theme" für den ersten Batman-Film (1966).

Der Film lockerte die ewiggleiche Story "Held besiegt Schurke" mit Gags und Selbstironie auf. Zum Beispiel wurde das superschnelle Batmobil mithilfe eines Bremsfallschirms verlangsamt, der dann am Straßenrand liegenblieb. Prompt kam ein Transporter vom "Batmobil-Bremsfallschirm-Bergungs-Service" angebraust.

So etwas kam in den 60ern gut an, genauso wie gute oder auch nur überraschende Schnacks. Damals wurde "Hallo, alter Schwede!" zur Redensart. John Wayne begrüßt mit diesen Worten im Western El Dorado (1966) einen aus Schweden stammenden Büchsenmacher (bei dem er für seinen jungen schießunfähigen Begleiter eine handliche Schrotflinte mit besonders kurzem Lauf ersteht).

Alles schön und gut, aber weshalb gibt es kein "Superman-Theme", das von Instrumentalgruppen in den 60ern interpretiert wurde? Weil es in den 60ern keinen Superman-Film gab. Und warum nicht? Weil sich Supermann und Selbstironie nicht vertragen. Ironie wirkt auf Supermann wie grünes Kryptonit: sie schwächt ihn, lähmt ihn, und raubt ihm die Superkraft. Da ist er bloß noch Mensch. Trotz dieser Achillesferse wollen immer wieder Männer Superman sein. Über so einen Mann sang Laurie Anderson 1981 "O Superman" und landete einen Hit. Supermänner werden besungen, haben aber keine "Superhelden-Themes".

Kurze Geschichte der Comic-Verfilmungen

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma

development