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zickezacke

Soeben gelesen: Schröder will die Geburtenrate steigern. Da wird er bestimmt mit gutem Beispiel vorangehen wollen. Wir freuen uns auf dies Theater.

Kasperle - Schröder
Prinzessin - Doris
Schutzmann - Schily
Krokodil - Steinbrück
Hund - Merkel
Zauberer - Clement
Räuber: Oskar

Kasperle: Wir müssen die Geburtenrate steigern.
Prinzessin: Das ist mir neu.
Schutzmann: Aber treibt es nicht zu dolle.
Zauberer: Ich mach euch viele Arbeitsplätze für die Kleinen.
Krokodil: Die keine Stelle bekommen, fress ich.
Hund: Wie wollt ihr das machen?
Kasperle: Mal sehen, wie war das noch. Krokodil, steh mal fest auf deinen Beinen.
Krokodil: Aber immer.
Kasperle: Hund, du steigst auf das Krokodil.
Hund: Aber nur unter Protest.
Kasperle: Prinzessin, du reitest auf dem Hund.
Prinzessin: Da stimmt doch etwas nicht.
Kasperle: Und ich kletter obendrauf.
Schutzmann: Das muß aber erst vom TÜV abgenommen werden.
Zauberer: Ich mach das schon.
Räuber: Krokodil, Hund, Prinzessin, Kasperle. Eher werdet ihr die Bremer Stadtmusikanten, als daß ihr Kinder bekommt. Aber noch eher erdrückt das Kasperle die anderen.
Krokodil: Aua, stimmt.
Zauberer: Ach was, ich mach euch steif.
Schutzmann: Aber erst, wenn die Kinder zu Bett gegangen sind.
Kasperle: Ich krieg hier gleich einen Reformstau.
Prinzessin: Geh du doch mal nach unten.
Räuber: Das ist das erste vernünftige Wort.
Schutzmann: (verprügelt den Räuber)
Krokodil: (frißt den Hund)
Zauberer: (verwandelt die Prinzessin in eine Kröte)
Kasperle: Jetzt heißt es hartz bleiben.

Franz Müntefering signalisierte den Demonstranten Dialogbereitschaft. An der Hartz-Gesetzgebung sei allerdings nicht zu rütteln. Horst Köhler will sich für soziale Gerechtigkeit einsetzen. Die Reformen sind allerdings unverzichtbar.


horstk

Horst "auf-dem-Ohr-höre-ich-schlecht" Köhler

Alle werden sie reden wollen. Mit den Demonstranten. Oder vor den Demonstranten. Im Dialog. Vom Podium herab. Per Lautsprecher. Ganz demokratisch. Freiheitlich. An Entrechtung und Verarmung geht aber kein Weg vorbei, das muß klar sein. Denn: "Deutschland ist auf einem guten Weg".


weisstanne

Der Sozialstaat vor dem notwendigen Umhau


habe der Richter über den Kanzlerohrfeiger und arbeitslosen Lehrer Jens Ammoser gesagt, meldet dpa, kurzen Prozeß mit ihm gemacht und ihn nach zweieinhalb Stunden zu einer viermonatigen Bewährungsstrafe verurteilt (wegen Beleidigung und Körperverletzung). Meine Zeitung überschreibt die Meldung so: "Ohrfeiger genießt Prozess". Da muß er ja ein Wirrkopf sein. Aber daß alle Menschen, die jetzt und in Zukunft große Lust hätten, die politisch Verantwortlichen der Abschaffung des Sozialstaates - gewissermaßen zum Ausgleich für die erlittene Gewalt und als symbolische Erziehungsmaßnahme - zu ohrfeigen tatsächlich wirr im Kopfe sind, das möchte ich doch bezweifeln.

"Zustimmung zu Reformkurs wächst" verkündet die Titelseite. Bedauerlicherweise ist immer noch eine Mehrheit von 49 Prozent strikt dagegen, aber laut ZDF-Politbarometer ist die Zustimmung von 35 Prozent im Februar auf jetzt 46 Prozent gestiegen. Weil es keine Alternative gibt, wie unisono Politik, Wirtschaft und Medien trompeten: tatsächlich sehe ich weder in der Politik, noch in der Wirtschaft, noch in den Medien eine Alternative, nicht einmal den Versuch, nach einer Alternative zu suchen. Die man sonst wohl fände: Geld gibt es ja in Hülle und Fülle, nur "ist Arbeit in Deutschland nicht mehr bezahlbar", weil die Wirtschaft beschlossen hat, daß sie in Deutschland keinerlei soziale Verpflichtungen mehr haben will.

Und weil es (noch) keine starke Opposition gegen die Abschaffung des Sozialstaates gibt, setzt es eben Ohrfeigen und Eierwürfe. Aber, liebe Leute, muß denn Gerhard Schröder erst die Leibesfülle von Helmut Kohl annehmen, daß ihr ihn auch mal trefft?

Am gestrigen Abend gegen 23 Uhr wurde eine vollgetankte Prima II in das World Trade Center Bremen gelenkt. Bei dem Anschlag entstand erheblicher Sachschaden. Durch umherfliegende Glasscherben wurde eine Taube schwer verletzt. Entgegen ersten Meldungen stürzte das Gebäude nicht ein. Augenzeugen wollen arabisch aussehende Jugendliche mit einer Funkfernsteuerung in der Nähe des Tatorts gesehen haben. Die Bundesstaatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen.

Ich mußte es herausfinden: kann ich mit der Stellensuche auf www.arbeitsagentur.de umgehen oder nicht? Zuerst einmal die Schnellsuche ausprobieren. Art der Beschäftigung, Beruf, eventuell Postleitzahl(enbereich). Aha. Ein überschaubares Aufklappmenü, aus dem ich "Arbeitstelle" wähle. Das war ja einfach. Nun zum Beruf. Und plötzlich stecke ich im Schlamassel.

Eine Suchmaske bietet mir an, Berufe nach Anfangsbuchstaben aufzulisten. Ich klicke "I" an und erhalte 39 Seiten Berufsbezeichnungen, leider ohne Beschreibung. Ich konzentriere mein Augenmerk auf den Anfang "Internet" - ich verstehe mich als Internetprogrammierer - und finde nichts Passendes. Aber ich kann auch ein Stichwort eingeben und mir einen dazu passenden Beruf heraussuchen lassen. Zuletzt habe ich meistens mit Flash gearbeitet, also probiere ich "flash". Nun werde ich als Webdesigner bezeichnet. Nein, sage ich, das bin ich nicht. In verschiedensten Variationen gebe ich "flashprogramm(ierer)" und "action script" vor, um jedesmal aufs Neue enttäuscht zu werden - es gibt keine passende Berufsbezeichnung.

Wie wäre es denn mit "Internetprogrammierer"? Gar nicht schlecht, nun werde ich als "Anwendungsprogrammierer/-in" eingestuft und darf unter fünf Ergänzungen auswählen. Nachdem das bewältigt ist, gebe ich bei PLZ provisorisch eine 2 ein und erhalte prompt 10 Seiten Stellenangebote. Anders als beim SIS, das seit dem 1.8. nicht mehr zur Verfügung steht, kann ich der Liste lediglich PLZ und Firma entnehmen; also muß ich ein weiteres mal klicken, wie ich verspätet herausfinde: Kurzinfo bietet den gewünschten Überblick, doch ich habe zunächst alle Detailseiten durchgeklickt. Nebulös bleibt dabei die Liste der Qualifikationen. Das alles soll man können? Oder wird damit der Aufgabenbereich beschrieben? Was bedeuten die gelben und grünen Kästchen? Hübsch und ordentlich sieht es ja aus ...

Im Kurzinfo entdecke ich eine sogenannte Referenznummer, von der ich an anderer Stelle schon etwas gelesen hatte. Ich kopiere sie für alle Fälle heraus. Und fasse kurz für mich zusammen: die Berufsbezeichnung ist schon ein arger Stolperstein. Was machen denn eigentlich ältere Arbeitnehmer, deren einst erlernter Beruf heute ganz anders heißt, wenn es den offiziell überhaupt noch gibt? Hat man diese Hürde genommen, sieht man sich einer nichtssagenden Liste gegenüber, in die man für jedes Angebot mindestens einmal zusätzlich klicken muß. Wird die Arbeitssuche bei der Arbeitsagentur zur Vollzeitbeschäftigung?

Noch gebe ich nicht auf, denn es soll weitere Suchmöglichkeiten geben. Und da taucht die Referenznummer auf. Im alten SIS waren das siebenstellige Zahlen, und durch die Eingabe der ersten drei Ziffern - z.B. 774 - konnte ich alle Stellenangebote in meinem Bereich (weitgefaßt) auflisten lassen. Die alten Nummern scheinen nicht mehr zu gelten. Was nun? Ich setze die kopierte Nummer ein und lande sofort bei dem Stellenangebot, das ich mir vorher im Detail angesehen hatte. Genau bei diesem. Keine Querverweise, keine Liste.

Die Nummer hat die Form 10001-11501200xxx2855883-S (aus Datenschutzgründen mit x-en verstümmelt). Ich lasse das Gedöns weg und starre auf das Ergebnis: diese Referenznummer ist nicht vollständig (10001 ist gemeint). Na, so schlau bin ich auch. Bevor ich die Arbeitsagentur Arbeitsagentur sein lasse, gucke ich noch unter Konatkt nach und klicke dort auf "Fragen zum Internetangebot". Ich werde an eine Hotline verwiesen, die ich für 12 Cent/Minute anrufen oder der ich eine E-Mail zuschicken darf.

Das Ergebnis dieser Arbeitssuche ist frustrierend. Offensichtlich habe ich nie gearbeitet, da es keine Berufsbezeichnung für mich gibt. Damit ist die Sache für die Arbeitsagentur erledigt. Weil aber die neue Website so topmodern daherkommt, höchsten bürokratischen Ansprüchen genügt und außerdem zig Millionen Euro verschlungen hat (verschlungen haben sie Kumpels vom Florian Gerster, um genau zu sein), muß das trotzdem eine gute Sache sein.

Entnervt setze ich mich aufs Fahrrad und sause ein bißchen herum. Im Stadtteil Arsten begegnet mir die Topmoderne von einst: "Eurobäckerei 2000" prangt dort angestaubt über einem wenig einladend aussehenden größerem Geschäft. Wann die es wohl kapieren und sich in "Backagentur" umbenennen? In fünf Jahren kann es dafür schon zu spät sein. Dann heißt das ehemalige Arbeitsamt, die jetzige Bundesagentur für Arbeit, möglicherweise "workcamp" ("camp" ist gerade schwer im kommen). Das klingt auch so verlockend nach Zelturlaub. Dann wird alles noch besser, als es ohnehin schon ist.

Doch erstmal sind Montagsdemonstrationen. "Schröder, Merkel - her die Kohlen, wir werden euch den Arsch versohlen". Das gibt zwar die Zusammenhänge nur mangelhaft wieder, ist aber auf so wohltuende Weise unkorrekt.

"Wenn man die Programme und Absichten miteinander vergleicht, kommt man sehr schnell zu dem Ergebnis, dass derzeit das meiste für Schwarz-Gelb spricht", sagte heute Guido Westerwelle, und weshalb auch nicht. Zweifellos ist die Biene Maja ein großer Sympathieträger, zumal bei den jüngeren Wählern.


maja



muente.jpg

In den ersten Stunden nach der Veröffentlichung wird der twoday-server am Rande des Nervenzusammenbruchs gewesen sein: so viele Leser wollten - mußten! - an der Wahl teilnehmen. Dank an alle, die mit ihrer Stimme Zeugnis von Volkes Wille gegeben haben; eine Bitte um Entschuldigung an jene, die sich durch eine Paßwort-Abfrage verschreckt fühlten. Speziell für letztere sei deshalb die "Poll" wörtlich wiedergegeben:

Nachbesserungen an Hartz IV
+ nicht numerieren, Buchstaben verwenden
+ bunte Hartz-Luftballons verteilen
+ als real-soap-sitcom-talk-camp "I Hartz you sofort" ins TV

Eine kleine, elitäre Minderheit von 25% wünscht, daß die Hartz-Gesetze nicht durchnumeriert, sondern durchbuchstabiert werden. 75% jedoch - und selten ist ein Votum überzeugender ausgefallen - begehren bunte Hartz-Luftballons. Hartz im Fernsehen dagegen scheint nun wirklich niemand zu wollen. Also Gerd, Münti, Uwe (wie hieß der gleich?): wenn ihr Hartz nachbessern wollt, dann bitte mit bunten Luftballons für alle Bedürftigen!

Motivation

Sonnabend wird meine in Köln lebende Schwester in Bremen sein und ich freue mich auf das Wiedersehen mit ihr. In der Erwartung ihres Besuchs fiel mir ein buntbebildertes Kinderbuch ein, dessen erste Zeilen ich noch auswendig wußte. Also flugs via Internet den kompletten Text besorgt.


Die Ballade

Wie war zu Köln es doch vordem
mit Heinzelmännchen so bequem!
Denn war man faul, man legte sich
hin auf die Bank und pflegte sich:

Da kamen bei Nacht,
eh' man's gedacht
die Männlein und schwärmten
und klappten und lärmten,
und rupften und zupften,
und hüpften und trabten,
und putzten und schabten,
und eh' ein Faulpelz noch erwacht,
war all sein Tagewerk - bereits gemacht!


Natürlich, es handelt sich um Die Heinzelmännchen zu Köln von August Kopisch, einem schlesichen Dichter, der von 1799 bis 1853 lebte und die zu analysierende Ballade 1836 veröffentlichte. Die erste Strophe habe ich vollständig zitiert, die nächsten fünf fasse ich kurz zusammen: die Zimmerleute waren zu faul, ein Haus zu bauen, der Bäcker hatte keine Lust, Brot zu backen, der Fleischer mochte das Schwein nicht verwursten, beim Küfer sank man weinselig in Schlummer, der Schneider dachte gar nicht daran, den Rock für einen Staatsmann zu nähen. Ja, wenn die Heinzelmännchen nicht gewesen wären! Ausführlich berichtet der Dichter von ihren Verrichtungen, derer nicht wenige waren. Die siebte Strophe erzählt, wie die Neugier der Schneidersfrau die Heinzelmännchen vertrieb. Und so endet die Ballade:

Oh weh, nun sind sie alle fort,
und keines ist mehr hier am Ort:
man kann nicht mehr wie sonsten ruhn,
man muß nun selber alles tun.

Ein jeder muß fein
selbst fleißig sein
und kratzen und schaben
und rennen und traben
und schniegeln und bügeln
und klopfen und hacken
und kochen und backen.
Ach, daß es noch wie damals wär'!
Doch kommt die schöne Zeit nicht wieder her.



Kopisch und seine Zeit

Dies Werk von Kopisch ist von großer prophetischer Weitsicht, wenn man es nur richtig zu lesen versteht. Dazu muß man wissen, daß die industrielle Revolution noch nicht begonnen hatte; große Fabriken und Anlagen, Hochhäuser und Bürogebäude, moderne Verkehrs- und Kommunikationmittel, Fast Food und Klingeltöne gab es damals noch nicht. Allenfalls Manufakturen als Vorläufer der Industrie setzten dem Handwerk zu. Für Kopisch und seine Zeitgenossen galt noch: wer nicht durch seiner Hände Arbeit etwas schafft - sei es in Handwerk, Haushalt oder Kunst - ist ein Faulenzer. Deutlich gesagt, Kopisch gebrauchte Bilder, die seine Zeitgenossen verstehen konnten, um etwas auszudrücken, das er selbst wohl nicht völlig verstanden hatte, wie das oft bei Visionen so ist.

Und eine Vision oder Eingebung oder Erleuchtung hatte er; sie zeigte ihm eine Zukunft, die auch für uns noch Zukunft ist; solch eine Vision hatte er. Das erklärt sich aus der Bugwelle der Zeit, welche die Zukunft vor sich herschiebt, und so können besonders empfängliche Menschen eben weit vorausschauen, wie längst wissenschaftlich belegt wurde.


Analyse

Führen wir uns noch einmal die Ausgangssituation vor Augen. Die Produktionsmittelbesitzer (früher auch Kapitalisten, heute Manager) haben gar keine Lust, selbst zu produzieren, sie sind die Faulpelze. Das Herstellen besorgen die als Heinzelmännchen verbildlichten Volksmassen. Sie rackern und schuften zum Wohle der Herren und bleiben anonym. Die Früchte ihrer Arbeit erntet die herrschende Klasse. Für uns im nachmarxistischen Europa nichts Besonderes, aber damals schon beachtlich.

Doch nun kommt's: sobald die anonymen Massen als Menschen wahrgenommen werden (bei Kopisch durch die Neugier der Schneidersfrau ausgedrückt), verflüchtigt sich der Spuk der Ausbeutung und die Herren müssen wieder selbst einer schaffenden Tätigkeit nachgehen. Darin liegt die Aktualität und die Sprengkraft der Kopisch'schen Vision.

So. Jetzt sind alle unzufrieden mit Hartz. Aber wer fragt uns schon nach Änderungen. Dabei ist es doch so einfach, "nachzubessern". Anbei meine Vorschläge. Ihr, wertgeschätzte Leser, dürft die beste Nachbesserung auswählen. Das nennt man Demokatie, und das hat all die Jahre bestens funktioniert.

Nachbesserungen an Hartz IV


 
20% (1 vote)
nicht nummerieren, Buchstaben verwenden

 
80% (4 votes)
bunte Hartz-Luftballons verteilen

0% (0 votes)
als real-soap-sitcom-talk-camp "I Hartz you sofort" ins TV


Total: 100% (5 votes)

Created by Dicki on 12. Aug, 23:00.
This poll was closed on 11. Okt, 20:02.

 

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