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zickezacke

Diese Woche ging es drunter und drüber. Montagsdemos leben wieder auf und Kirchengemeinden beten gegen Hartz IV oder Garzweiler II oder das Ems-Sperrwerk; Leute, ich blicke gar nicht mehr durch, bei all den Untaten, die sofort rückgängig gemacht werden müßten. Uwe Benneter (Uwe wer?) gleich losgephrast: "Wer so redet und schreibt" - ach halt, nicht Benneter, Clement war's. Aber ich finde seine Worte nicht, die sind wohl mit dem Altpapierstapel aus meiner Wohnung entfernt worden. Herr Clement, schaffen Sie Ihren Dreck doch bitte gleich und selbst auf den Müll, z.B. nach Köln. Da gab es doch so eine SPD-Geschichte um MVA und Moneten.

Und genau in diesem Köln wurde ein Kettenbrief gestartet (Kettenbrief - Kettenreaktion?), der Schluß mit Schröder fordert, aber irgendwie die letzte Konsequenz vermeidet ("Köpf-Schröder"). Egal, Uwe Benneter (Uwe wer?) gleich losgephrast (diesmal in echt): "Wer so redet und schreibt, betätigt sich als Helfershelfer von Merkel und Westerwelle und sabotiert die Arbeit der deutschen Sozialdemokratie."

Wie jetzt, ist eine CDU/FDP-Politik besser, wenn sie von SPD und Grünen durchgezogen wird? Und überhaupt: Sozialdemokratie. Also, Herr Benneter! Willy Brandt hat das immer so schön betont: So-zi-aal-demokratie. Da spürte man noch den guten Willen, da waren noch Genossen gemeint, wenn von "Genossen" die Rede war. Was ist das Problem der heutigen SPD? Zuviel genossen.

Was noch? Ha! Die Sabotage der Rechtschreibreform durch Spiegel&Bild: da wird man mal drein schlagen müssen (oder Alle samt in eine Grube schütten und dicht scheissen). Ein Spiegel-Leser sagt zur Kehrtwende dieses.

Wenn Bremen ein Spiegelbild deutscher Städte ist - Musicaltheater und Space Center haben längst abgewirtschaftet (korrekt: waren Totgeburten), bekommen aber einmal mehr Staats- , also Steuergelder - können wir frohgemut singen: "Aber die Wirtschaft, die wächst". Wird ja auch Zeit, daß die wieder ein Hoch bekommt.

Und noch? Palästina, Israel, Irak - die Welt ist sicherer geworden, das ist mal sicher.

Sonst war die Woche ganz erfreulich, dank sei dem Sommer. Nicht dem und auch nicht dem, sondern dem schönen Wetter.

Was war eigentlich der tiefere Sinn der Rechtschreibreform - haben da gewisse Ungeister ihr Steckenpferd geritten, oder sollten sich die Lexika-, Duden- und Schulbuchverlage bei jeder Umstellung dumm und dämlich verdienen, oder geht der Trend zur programmier-kompatiblen Sprache? Ein Riesenunsinn ist es jedenfalls.

Für jeden Menschen, der seine Sinne noch beisammen hat, macht es einen großen Unterschied, ob er eine handvoll Freunde hat, mit denen er ein Faß aufmacht, oder eine Hand voll Freunde, die er nicht wird fassen können. Einen vielversprechenden Menschen nennen wir auch eine Begabung, einen viel versprechenden hingegen einen Politiker. - Also, ich würde eine offizielle Rückkehr zur bisherigen Rechtschreibung begrüßen. Aus Prinzip. Die Zerstörung der Sprache geht dennoch allerorten weiter.

Weiter geht natürlich auch die Reformerei. Die Ururururenkel Martin Luthers schlagen aber nicht Thesen an Thüren; die Toren fordern 10 Euro Gebühr für das Durchschreiten jeder Tür. Die Arztpraxen sind erst der Anfang. Es werden folgen: Ämter, Polizeiwachen, Städte, Straßen, Wohnungen ... Nur gut, daß ich für Notfälle noch ein Starterkit habe. Genügt das nicht, kann ich noch ein paar tolle Herr-der-Ringe-Wackelbilder dazulegen. Und Witze erzählen:

Ein Priester, ein Pfarrer und ein Rabbi unterhalten sich über die Kollekte; wie man entscheidet, welcher Anteil für Kirchenzwecke und welcher für den Geistlichen ist. - "Ich zeichne einen Kreis auf den Boden," sagt der Priester, "und werfe das Geld in die Luft. Was innerhalb des Kreises liegenbleibt, ist meines, was außerhalb, für die Kirche des Herrn." - "Das mache ich genauso," sagt der Pfarrer, "aber es ist ein kleiner Kreis, und nur was innerhalb liegt, ist des Herrn." - "Wir wenden alle dieselbe Methode an," stellt der Rabbi fest, "allerdings ist alles meines, was auf dem Boden liegt. Ich werfe einfach das Geld in die Luft und was der Herr für sich beansprucht, wird er wohl behalten."

- Faschist!

Aber der ist doch gar nicht von mir, den kenne ich aus ...

- Geschichts-revisionistisches Element!

... dem Hollywood-Film "Nr. 5 lebt".

- Anti-Semikanist!

In dem Film spielen Juden mit,

- Verbieten!

und das Drehbuch soll von einem Juden sein,

- Verbrennen!

und ich glaube, sogar der Roboter "Nr. 5" ist jüdisch.

- Heiliger Bimbam!

Des Kanzlers Rede zum 20. Juli hat mir klargemacht, daß tout Europe heute wie ein Mann im Kampf gegen das verbrecherische und kriegstreiberische Hitlerregime zusammenst... - Moment mal: Das dritte Reich wurde vor fast 60 Jahren auf den Müllhaufen der Geschichte gefegt! Und was haben wir seitdem gelernt?

1) Der Ball ist rund
2) Entscheidend ist, was hinten rauskommt
3) Freie Fahrt für freie Bürger
4) Vermögen ist gut, funktionieren ist besser
5) Moral gefährdet den Wirtschaftsstandort Deutschland
6) Rauchen gefährdet den Gesundheitsstandort Deutschland
7) Denken gefährdet - äh, denken?
8) Bilanz gut, alles gut
9) Und nicht vergessen Freunde, immer hübsch fröhlich bleiben

Gestern war ich kurz davor, morgen FDP zu wählen. Weil die so einen tollen Slogan haben: "Wir passen den Staat an den Menschen an. Und nicht umgekehrt."

Och , dachte ich gestern abend, nachdem ich meine Lieblingslieder von Lou Reed's 'New York' gehört hatte, eigentlich könnte ich jetzt, soll ich? aber ja, ist doch (grübel) schon über zwanzig Jahre her, also bitte, auf den Plattenteller damit, damn it: 'Inflammable Material' von Stiff Little Fingers (1979). Komplett durchgehört und das genügt für die nächsten zwanzig Jahre. Vielleicht freut sich die Verwandtschaft über so 'nen Fetzer in meinem Nachlass. Aber ich hab' mich gelangweilt.

Dabei hätte ich genaugenommen aggressiv werden müssen, denn ich hatte zuvor ein Bild von George W. Bush gesehen, und die Wissenschaft hat festgestellt festgestellt festgestellt, daß Bush im Bild Aggressivmacher enthält. Wirkt aber eventuell nur bei ausgewählten US-Testpersonen, ich weiß es nicht.

Jedenfalls war ich weder aggressiv, noch euphorisch, noch irgendwie sonstwas. Weil SLF so ultraernst rüberkommen? Wegen der teilweise sehr plakativen Politparolen-Texte? Weil der immergleiche knirschdröhnbratzgitarrenhammerdrumsundschreigesang-Sound sich rasch abnutzt? 'Alternative Ulster' ist trotzdem ein Highlight, gut auch 'Suspect Device', 'Rough Trade' und 'State of Emergency'. Die vier, dann reicht's. Die LP darf jetzt wieder Staub ansetzen.

Auch Shanghai kann meinetwegen verstauben. Im ersten Moment gefiel mir das Foto von der Skyline,

shanghai.jpeg


aber bald erinnerte es mich an Architektenträume aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das soll das moderne China sein? Wenn die nichts Besseres zu bieten haben, kann ich den Weltuntergang getrost innerhalb der westlichen Wertegemeinschaft miterleben, statt bei diesen Nachmachern. Ist doch wahr!

Seit ca. 2 Jahren meldet sich allwöchentlich Herr Sahm, Ulrich W., in meiner Morgenzeitung anlässlich neuester Schreckensereignisse in Israel und den von Israel besetzten Gebieten zu Wort. Weil er dabei stets der israelischen Regierung, den Streitkräften und dem Mossad beste Absichten zugute hält, bei den Palästinensern aber keine Unschuldsvermutung gelten läßt, habe ich mal ein bißchen im Netz geguckt, was das wohl für ein Vogel ist.

Und siehe da, der Herr ist rührig. n-tv, cnn, Stuttgarter Zeitung, Hannoversche Allgemeine, Weser Kurier, NRZ, Berliner Morgenpost und KNA beliefert er mit seinen in streng neutraler Beobachtung gewonnen Informationen (aus Jerusalem, wo seine Unparteilichkeit seit 1975 residiert). Denn: "Als tunlichst neutraler Beobachter, erwarte ich auch von den Nachrichtenagenturen eine wertfreie Berichterstattung, ohne Adjektive oder politische Hochstapelei, als wüssten die Agenturreporter besser als die Politiker, wo es lang geht". Auch ich habe meine Zweifel, ob Reporter, die alles besser wissen, den Besserwissern in der Politik wirklich etwas voraus haben. Und, ja, natürlich wissen Politiker besser, wo es lang geht bzw. wo es langgehen soll. Die Wirklichkeit wird da allerdings auch noch ein Wörtchen mitreden wollen ...

Um ein kleines Beispiel seiner neutralen Tunlichstkeit zu geben: "Es fragt sich, wer eigentlich Scharon zum Hardliner gemacht hat. Bei nüchterner und unvoreingenommener Betrachtung ist seine Politik eher pragmatisch und je nach Situation mal hart, mal nachgiebig und in jedem Fall konsistent und wechselhaft zugleich". Sofern er den Obsthändler Sharon aus Haifa meint, mag er recht haben. Was "konsistent und wechselhaft zugleich" bedeuten soll, ist mir allerdings überhaupt nicht klar, im Gegensatz zu den Absichten des Staatslenkers Sharon. Die sind an seinen Taten deutlich abzulesen und steuern auf eine Endlösung der Palästinenserfrage zu, bei gleichzeitiger Einsperrung der israelischen Bevölkerung in ein Ghetto - muß uns die Grenzmauer um das (ganz nebenbei großzügig erweiterte) Staatsgebiet nicht an das Warschauer Ghetto erinnern? Aber man lese sich getrost den vollständigen Vortrag Herrn Sahms durch, um sich von seiner (Sahms) Neutralität zu überzeugen.

Die Welt schaut auf Rafah, und was sie dort mit ansehen muß ekelt sie, empört sie und treibt ihr die Schamröte ins Gesicht. Inzwischen werden Truppen zurückbeordert. Ich versuche mich als Prophet und sage einen Selbstmordanschlag innerhalb der nächten 24 Stunden voraus, der die israelische Armee - leider! und gegen ihren Willen! - zwingen wird, nach Rafah zurückzukehren - und ganze Arbeit zu machen. Immerhin hat die UN-Resolution (ohne Veto der USA) gegen das Vorgehen in Rafah, dessen blutigen Höhepunkt Granaten in eine Demonstration markierten, die Sharon-Regierung zu einem taktischen Rückzieher veranlaßt.

Auch Herr Sahm zeigte sich erschüttert. Ob Israel hier doch etwas falsch gemacht hat? Aber das darf nicht sein.

"Keine Menschenseele wagt sich mehr auf die Straße (...)". So berichtete eine Reporterin (...), während israelische Soldaten sich Gefechte mit bewaffneten Palästinensern lieferten.

Doch gestern Nachmittag änderten die Palästinenser ihre Taktik. In Rafah versammelten sich etwa dreitausend Männer, darunter Kinder und Jugendliche. Die "relativ friedliche Demonstration" (...) näherte sich israelischen Stellungen.


Sahm schildert kurz den Angriff eines Apache-Hubschraubers und beschreibt die Verletzungen der Toten und Überlebenden in blutigen Details. Dann widmet er sich der Frage, wie das geschehen konnte. Er will objektive Informationen - so meine Interpretation - und befragt die richtigen Leute.

"Faktisch hat der Kampfhubschrauber nur eine Rakete in ein offenes Feld zwecks Abschreckung geschossen. Es ist unklar, wodurch die Demonstranten getroffen wurden" zitiert er einen Militärsprecher.

Erst gegen Abend, ohne alle Ermittlungen abgeschlossen zu haben, behauptete eine Militärsprecherin, daß die Demonstranten in Richtung einer israelischen Stellung vorrückten. Eine Hubschrauberrakete in ein offenes Feld habe die Demonstranten nicht abgeschreckt. Soldaten hätten dann Warnschüsse mit einem Maschinengewehr und dann vier Panzergranaten in Richtung eines "leerstehenden Hauses" abgeschossen. Die Soldaten hätten die Demonstranten "angeblich nicht gesehen". Nun fragt sich jeder aufmerksame Beobachter sofort, weshalb die Soldaten denn überhaupt schossen, wenn sie die Demonstranten nicht gesehen haben. Nicht so Herr Sahm. Er läßt sich seine Neutralität nicht verwässern und zitiert noch Diesen und Jenen.

Der Abgeordnete und ehemalige Geheimdienstmann Gideon Esra behauptete, daß sich unter die Demonstranten "bewaffnete Männer mit Panzerfäusten" gemischt hätten, was aber die Palästinenser dementierten. Kurz streut er eine Korrespondentenmeinung ein, zitiert eine arabischen Knesset-Abgeordneten ("Das ist ein Massaker:") um endlich den entscheidenden Verdacht zu äußern, selbstverständlich tunlichst neutral. Der ehemalige Mossadchef Dani Jatom sagte: "Es gab immer wieder kleinere Manipulationen der Palästinenser. Aber dennoch: so grausam und menschenverachtend manche Palästinenser sein können, es ist undenkbar, daß sie selber Dutzende eigener Leute töten, um politische Pluspunkte gegen Israel zu gewinnen."

So. Nun haben wir die Palästinenser als höchst verdächtig, falsch und durchtrieben einerseits, als blutüberströmte Tote und Verwundete andererseits gesehen. Aber dürfen sie auch etwas zu den Ereignissen sagen? Doch doch, seine Unabhängigkeit Sahm gibt ihnen das Schlußwort: Palästinensische Sprecher fragten: "Wo bleibt eigentlich die arabische Welt? Die äußern verbale Verurteilungen, rühren aber keinen Finger." Herr Sahm dagegen wird sich nach dieser Schlußpointe die Finger abgeleckt haben: guck doch mal, die dussligen Araber!

Vermutlich sind Herrn Sahms Finger geschmacksneutral.

"Pass bloß auf, wenn du über den Sielwall fährst, Dicki, da liegt alles voll mit Glasscherben, ganz fein, von zerdepperten Bierflaschen." Auch die Humboldtstraße sei in dieser Hinsicht gefährlich, warnte mich Hella vorhin beim Abschied, und riet mir, die Feldstraße zu nehmen. Hoppeliges Kopfsteinpflaster, aber nicht scherbenverseucht. Und so war es auch. Praktisch scherbenfrei gelangte ich mit meinem Rad ("Das ist ne Rakete!") zur Bischofsnadel. Erstes verdächtiges Glitzern am Boden. Die Unterführung versifft. Wieviele Biere hier wohl - auf die eine oder andere Art - ausgeflossen waren?

Die Treppe hinauf, dem Domshof entgegen. Mehrere Transporter standen sperrig herum, Männer bauten schweigend Aufbauten ab; bestimmt von der heutigen Meisterfeier, oder von der gestrigen Grand-Prix-Übertragung, oder beides. Ein Stadtwerker mit Gebläse auf dem Rücken und Rüssel in der Hand ("Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann, hips") pustete den Unrat vom Gehsteig: Plastikhalme, platte Becher, Deckel, Fetzen, Schnipsel, Zeugs. Und der vollgeklehte Boden; wer reinigt seinen Fußboden zuhause mit dem Fön???

Aber da kamen zwischen Dom und Rathaus gleich drei Reinigungsfahrzeuge mit Drehbürsten und Wasserstrahl hervor und rückten der Kehrseite großartiger Feiern in der Moderne zuleibe. Und beim Parlamentsgebäude dröhnte und stob ein weiterer Gebläsemann vor sich hin. Den Marktplatz - Versammlungsraum des Publikums beim heutigen Meisterempfang im Rathaus - nahm ich gar nicht erst in Augenschein. Noch mehr Müll wollte ich nicht sehen. Schlimm genug, daß es hier und da unter den Reifen geknirscht hatte. Hoffentlich keine Glassplitter eingefahren.

"Och Sie," höre ich da einen - fiktiven, rein fiktiven - toleranten Mitbürger sagen, "Sie sollten mal ein bißchen mehr Verständnis für die große Freude der Menschen haben; da kommt das eben vor." Aber das Gezeter, wenn ich dann routiniet meine Zigarettenkippe in die Gosse schnippe ... Alles rein fiktiv, natürlich. Auch sei der positive Effekt für die heimische Wirtschaft zu bedenken: Großverkauf von Bier, Würsten, Gedöns Kebab und so fort.

Schnipp!

Über die Straßenbahn AG wurde gestern im Parlament palavert ("Defizit", "sparen", "fitmachen" etc.), denn die Grünen wollen nun auch eine Unterteilung in mehrere Unternehmen und stellten einen entsprechenden Antrag. Doch die Mehrheit stimmte dagegen. Die Grünen wollten wohl ihre eigenen Leute auf die schönen neuen Vorstandsposten setzen. So geht das natürlich nicht. Noch regieren hier SPD und CDU; und wer regiert, protegiert!

Weiterhin im Gespräch ist die Bildungs GmbH (Gesellschaft mit bescheidenem Humor). Was das ist? Tja, mal sehn: das Bildungssenatorium (nee, wie heißtn das nochma) hat kein Geld; Schulgebäude, Einrichtung und Lehrmittel verrotten. Die Bildungs GmbH (Gesellschaft mit begrenzter Haltbarkeit) nimmt einen Kredit von 25 Millionen Euro auf, den sie dem Senator für Bildung zur Verfügung stellt (der freut sich dann ganz doll). Durch diverse Sparmaßnahmen, die die Bildungs GmbH (Gesellschaft mit blendnerischer Hoffnung) erst noch erfinden muß, kommt das Geld wieder herein und der Kredit wird Rucki Zucki! abbezahlt.

Wie um alles in der Welt mag Willi Anstands-Offensive Lemke, einst Kassenwart der SPD, dann Manager eines gewissen Bremer Sportvereins, nun also Bildungssenator, darauf verfallen sein? Eine dieser so kompetenten Gutachterfirmen hat ihm geraten, gegen gutes Geld, das besser für die Gebäudesanierung hätte ausgegeben werden sollen. Aber Bildungs GmbH (Gesellschaft mit breitbeiniger Haltung) klingt schon irgendwie eindrucksvoll ...

Was war noch? Ach genau, der Bohlen: "Bach und Beethoven würden heute dieselbe Musik machen wie ein Bohlen. Umgekehrt gilt das für mich natürlich auch." Über solche Anerkennung aus berufenem Munde werden sich die alten Herren sicher ein Ei abfreuen. Gut gemacht, Dieter! Und mach doch bald mal "Poor Elise", ja?

Bedecke deine Reize
sprach der Herr zum Weibe
doch nicht vor mir, beileibe
nein! mit deinen Reizen geize

"Das" Kopftuch symbolisiert den Besitzanspruch des Mannes auf die Frau. Da mag die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Frau Marieluise Beck, sich zu noch so abenteuerlichen Argumentationen versteigen, etwa indem sie das Kopftuch als möglichen Teil eines "emanzipatorischen Weges" muslimischer Frauen verstanden wissen will. "Es gilt, muslimische Frauen auf ihrem Berufsweg zu stärken und es ihnen damit möglich zu machen, einen selbstbewussten, frei gewählten Lebensentwurf zu verfolgen." Multikulti-Phrasen.

Weshalb glauben grüne und alternative Kreise eigentlich nicht jenen muslimischen Frauen, die immer wieder besorgt darauf hinweisen, daß das Kopftuch das Symbol des islamischen Fundamentalismus ist? Unverdrossen schreiben jene Kreise Toleranz auf ihre Fahnen, um, blind für die Wirklichkeit, ganz multikulti-tolerant der Intoleranz den Weg zu ebnen.

Mit der schönen, gernbeschworenen Toleranz ist es aber vorbei, sobald sie das Wort "Zigeuner" hören, und sei es nur auf einer Hör-CD mit Texten von Walter Benjamin aus dem Jahre 1929. Auf der verlinkten Seite findet man (rechts, MP3-Datei für den real-player) den sehr hörenswerten Kommentar eines Deutschlandfunk-Redakteurs zu diesem Fall von Zensur. Jawohl, Zensur; betrieben von der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung, Frau Marieluise Beck.

Ich bleibe dabei: Unterdrückung ist Unterdrückung, Heuchler sind Heuchler, und ein Zigeunerjunge ist ein Zigeunerjunge.

Gestern nacht hatte ich vom Schreibtisch eine wunderbare Sicht auf die zarte Sichel des zunehmenden Mondes und die Venus, rechts daneben, ein wenig tiefer stehend. Venus, Abendstern und Morgenstern in Personalunion, sieht man ja praktisch dauernd, aber die Herren Planeten machen sich gerne rar. Immerhin, Saturn soll noch im Südwesten stehen (berichtet Brigitte) und auch Mars sei noch sichtbar (sagte die Schrör). - Bevor ich wieder Unsinn zusammenbrabbel, habe ich mal schnell die Nationalfahne der Türkei nachgeschlagen, ob sie die Venus-Mond-Konstellation beinhalte; sie tut es nicht, der Mond ist eindeutig abnehmend, und so wird es sich bei dem zugesellten Stern um den Morgenstern handeln.

Ein ganz anderes, als guter Stern geltendes quasi-nationales Symbol bringt Topmanagern offenbar kein Glück. Nachdem Edzard Reuter in den 80ern Daimler nach Kräften durch Zukauf verschiedenster Firmen und Ausbleiben von Synergieeffekten (die damals heftig en vogue waren, sich aber niemals zeigten), arge Lasten aufgebürdet hatte, trat Jürgen Schrempp als Sanierer an, der Daimler erstmal auf das "Kerngeschäft" beschränken wollte. Dann packte auch ihn der Wahn. Beteiligungen bzw. Übernahmen bei bzw. von Chrysler, Mitsubishi und Hyundai erfolgten mit dem Ziel "Welt-AG" (vielleicht werden in zukünftigen Atlanten die Einflußgebiete großer Konzerne dargestellt: "Daimler in den Grenzen von 2002"). Chrysler krebst im Verlustbereich herum, Mitsubishi ebenfalls, und Hyundai möchte sich von den Deutschen lösen. Man sei zerstritten, heißt es. Sorge hat in Korea sicher der Schritt der Konzernzentrale ausgelöst, eine eigene Führungsmannschaft nach Japan zu schicken (die sich dort vermutlich aufführt wie die Axt im Walde, diese sittenlosen Dummbeutel).

Oder wolltest du, geneigter Leser, durch hochwertige Arbeit dazu beitragen, daß eine Horde Fremdlinge deine Firma fest im Griff hat? Nein? Das werden sich auch die Japaner gesagt haben. Da beißen die deutschen Sanitär- äh - Sanierungsfachleute auf Granit. Ende der Welt-AG ("Daimler zur Zeit seiner größten Ausdehnung").

Woher kommen diese Topmistmanager eigentlich? Dazu las ich heute Neues in den Umfrageergebnissen der Zeitschrift "Junge Karriere" (ist dies das Zentralorgan der Jugendorganisation der Deutschen Bank?), die Personalchefs von 600 großen deutschen Unternehmen befragte. Als beste Unis/Fachhochschulen gelten demnach
für Betriebs- und Volkswirtschaft: Mannheim, Köln, Bonn, Münster
für Jura: München, Heidelberg, Freiburg
usw.

"In diesem Land muß dringend saniert werden", dachte ich. Mit einem Sprung war ich beim Telefon, wählte eine 0911er Nummer und sprach: "Am I connected to Al Quaida? This is Abu Wabbel speaking. Listen, I've got some interesting information ..."

 

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